No. 2 (NZ 2006)

no-2-2006Nanna (Ruby Dee, „Im Sumpf des Verbrechens“) schwelgt in Erinnerungen. Es ist, als würden die Fotografien an den Wänden ihres kleinen Hauses lebendig werden. Sie erzählen Geschichten aus einer Zeit, die längst verblasst ist. Genau das stimmt die alte Frau traurig. Also soll ein Fest gefeiert werden. Ein rauschendes Fest. Wie früher, wie in Sizilien. Auch ein Priester muss anwesend sein. In Italien gehört sich das so. Für Neuseeland kann das demnach nicht schlecht sein. Ihr verstorbener Gatte hat im Zweiten Weltkrieg in Europa gekämpft. Zwei Kugeln hätten sein Herz getroffen, so erzählt sie. Gestorben sei er aber nicht.

Das Dasein geht selten aufregende Wege in Nannas Pressholzviertel. Einfache Menschen leben dort. Früher seien Feierlichkeiten zelebriert worden, bei denen gelacht, gesungen und geprügelt wurde. Heute ist dies Feuer erloschen. Umso dringlicher scheint ihr Anliegen, diese Tradition wieder aufleben zu lassen. Als Gäste will sie nur ihre Enkel, die Namen tragen wie Hibiscus (Miriama McDowell, „Shortland Street“) oder Erasmus (Rene Naufahu, „Green Sails“). Ihre eigenen Kinder bleiben – wie Nachbarn und Bekannte – vorerst ausgeladen. Denn die, so Nanna, taugen sowieso nichts. Und so beginnen die Vorbereitungen für das spontane Fest, bei dem sie ihren Nachfolger für das Familienoberhaupt, mehr noch den Erben ihres Hauses bekannt geben will.

„No. 2“ ist ein Film wie das Leben. Er steckt voller Konflikte, Reibereien und Versöhnungen. Die Sippe im Kern von Toa Frasers authentischer, nach seinem eigenen Bühnenstück verfilmter Tragikomödie ist zerstritten. Nannas drei Kinder sprechen kaum ein Wort miteinander und auch die Enkel könnten in ihrem Lebensstil kaum unterschiedlicher sein. Bei allem Zwist, der während der Planung und Durchführung des Festes auch durchbricht, bleibt der Ton trotzdem warmherzig. Die Lebensfreude steigt durch die Gemeinsamkeit. Echte Aussprachen gibt es nicht. Der Triumph der Menschlichkeit ist die Vereinigung im Gesang, was in einer der schönsten Szenen vor allem für die Väter gilt.

Zwischen Baumfällen und Schweinschlachten, Blechschaden und Nickligkeiten gewinnt der Zusammenhalt allmählich die Oberhand. Ohne moralischen Fingerzeig, aus der Chance des Augenblicks. Die darüber liegenden Bilder bleiben verhalten, Kamera und Schnitt unaufdringlich. Doch sie wirken nach, durch das farbenfrohe Panorama und die Schlichtheit der Umgebung. Insgesamt ist der gut gespielte, angenehm geschwätzige Ensemblefilm nicht frei von Längen. Als Zuschauer darf man sich letzten Endes aber dennoch glücklich schätzen, an dieser Festlichkeit teil gehabt zu haben.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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