Nirgendwo in Afrika (D 2001)

nirgendwo-in-afrikaNach dem internationalen Erfolg ihres Dramas „Jenseits der Stille“, das sogar mit einer Oscar-Nominierung bedacht wurde, standen Regisseurin Caroline Link beinahe alle Türen offen. Einer der Produzenten, die in der Folge auf die ambitionierte Filmemacherin aufmerksam wurden, ist Peter Hermann. Der betraute Link mit der Adaption von Stefanie Zweigs Roman „Nirgendwo in Afrika“, bei dem sie sich neben der Regie auch für das Drehbuch verantwortlich zeigt. Dabei herausgekommen ist eine episch angelegte Familiengeschichte vor dem Hintergrund von Vertreibung, Heimatlosigkeit und der unaufhörlichen Suche nach Zugehörigkeit.

Zu Beginn des Jahres 1938 flüchtet die jüdische Familie Redlich vor dem Naziregime ins afrikanische Kenia, wo Vater Walter (Merab Ninidze), seines Amtes enthobener Richter, eine Anstellung als Farmverwalter antritt. Ihm zur Seite stehen dabei seine Frau Jettel (Juliane Köhler) und die gemeinsame junge Tochter Regine (Lea Kurka). Während Jetta die Trennung von Haus, Heim und dem Rest der Familie kaum zu überwinden weiß und am Verlust der Lebensqualität zu zerbrechen droht, blüht Regine in der neugewonnenen Freiheit der unergründlichen Wildnis auf, erlernt Sprache und Gebräuche der Eingeborenen und freundet sich schließlich mit dem gutherzigen Koch Owour (Sidede Onyulo) an. Er wid im Laufe der Jahre mehr und mehr zum Bindeglied zwischen den sich entfremdenden Eltern und der sich entwickelnden Tochter (Karoline Eckertz).

Caroline Link hat ein formal sehenswertes, sensibel erzähltes Drama geschaffen, das einen differenzierten Blick auf emotionale Höhen und Tiefen einer heimatlosen Familie wirft. Eindringlich wird dabei Hauptaugenmerk auf die störrische Jettel gelegt und deren Wandlung zur selbständigen Charakterfrau geschildert, die für das Wohl ihrer Familie so manches Opfer aufbringen muss. Daneben schwelgt die Dialoglastige Geschichte in erlesenen Naturaufnahmen, eingefangen durch die beizeiten etwas statisch anmutende Kamera. Doch offenbart der von Erfolgsfinanzier Bernd Eichinger Co-Produzierte Film Mängelerscheinung bezüglich der Dramaturgie. In der Hauptsache ist das der manchmal zu raschen, oberflächlichen Erzählweise zuzuschreiben, die manch wichtige Begebenheit nur andeutet. Daher erscheint „Nirgendwo in Afrika“ zwar oftmals wie typisch kaltes deutsches Kopfkino, doch bewahren die überzeugenden Leistungen der Darsteller und die gute Regiearbeit den überlangen Film vor Langatmigkeit und Mittelmaß.

Juliane Köhler („Aimee und Jaguar“) besticht ebenso mit Ausdrucksstärke wie Merab Ninidze („Luna Papa“), Sidede Onyulo und die Debütantinnen Lea Kurka und Karoline Eckertz in der gemeinsamen Darstellung der heranreifenden Regine. „Nirgendwo in Afrika“ ist ein unterhaltsames Stück Kino mit sehenswerten Akteuren vor malerischer Kulisse, die glücklicherweise ohne klischeehafte Postkartenidylle auskommt. Manchmal etwas episodenartig, bettet Caroline Link dennoch ohne Schnörkel und spektakuläre Einlagen eine packende Geschichte in die angedeuteten Greuel einer düsteren Epoche. Verdientermaßen erhielt der Film in diesem Jahr gleich 5 Lolas, die jährlich verliehenen renommierten deutschen Filmpreise.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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