„They’re coming to get you, Barbara!”
George A. Romeros „Night of the Living Dead” veränderte das Antlitz des Horrorfilms auf ewig. Es ist nicht der erste Zombiefilm der Kinogeschichte, dessen ungeachtet aber bis heute der bedeutendste. Aus Kostengründen in Schwarz-Weiß gedreht, wurde der minimalistische Schocker für schlappe 114.000 Dollar produziert. Columbia Pictures erklärte sich als einziges Major Hollywood-Studio bereit, den Film zu vertreiben. Das Angebot wurde revidiert, nachdem sich Romero weigerte in Farbe zu drehen und das zynische Finale zu ändern. Ironischerweise fungierte Columbia als Verleiher des 1990 entstandenen Remakes von Tom Savini.
Der berühmte Maskenbildner und Trickspezialist sollte ursprünglich auch die Make-Up-Effekte für „Night of the Living Dead“ erstellen. Jedoch wurde Savini von der US-Armee einberufen, um in Vietnam zu dienen. Romeros beklemmendes Meisterwerk wird oft als Allegorie auf den Krieg in Vietnam interpretiert. Der Regisseur wies diese Deutungsversuche, wie auch die in Richtung einer Anprangerung des Rassismus zurück. Zwar ist „Night of the Living Dead“ der erste Horrorfilm, der einen Afroamerikaner in der Hauptrolle zeigt, doch sei die Intention, so Romero, nicht mehr als die Schaffung eines düsteren Thrillers gewesen.
Mit seinem Regiedebüt betrat er völlig neues Terrain des Schreckens, indem er auferstandene Tote über die Lebenden herfallen ließ. Als barbarischer Akt der Grausamkeit verspeisen die kannibalischen Untoten ihre Opfer. Diesem Schicksal erwehrt sich in der amerikanischen Provinz eine kleine Gruppe Menschen, die sich in einem entlegenen Farmhaus verbarrikadieren. Neben dem Afroamerikaner Ben (Duane Jones, „Tödliche Lippen“) und der katatonischen Barbara (Judith O’Dea, „Something to Scream About“) sucht auch die Familie von Harry Cooper (Karl Hardman, „Santa Claws“) in der Bastion des Überlebenskampfes Zuflucht.
S. William Hinzman ist einer der beiden ursprünglichen Investoren des Films. Durch seine maßgebende Darstellung des Friedhofszombies gelangte er zu Weltruhm und wechselte später selbst ins Regiefach („Zombie Nosh“). Er betätigte sich als Assistenzkameramann und drehte Szenen für die „30th Anniversary Edition“ von „Night of the Living Dead“ nach. Der zweite Geldgeber ist Karl Hardman, der neben seiner Rolle im Film als Make-Up-Artist und Sound Effects Engineer in Erscheinung trat und auch die Fotos für den beklemmenden Abspann schoss. Hardmans leibliche Tochter Kyra Schon mimt auch im Film seinen Spross.
Das Drehbuch schrieb George A. Romero zusammen mit John A. Russo, der später die Vorlage zu „Return of the Living Dead“ erdachte und selbst Regisseur („Midnight“) wurde. Das Skript wurde während der Dreharbeiten in vielen Szenen geändert. Unter anderem sollte die Figur der Barbara überleben – eine Wendung, die Tom Savini bei seiner Neuverfilmung aufgreifen sollte. Die Ursache der Katastrophe wird am Rande versucht durch die radioaktive Strahlung eines von der Venus zurückkehrenden Satelliten zu erklären. Mehr als Spekulation bleibt diese Theorie nicht.
„Night of the Living Dead“ ist ein unabhängig produzierter Geniestreich und ein Meilenstein des modernen Horrorfilms. Mit einfachen Mitteln generiert George A. Romero eine klaustrophobische Schreckensvision. Das Wort Zombie taucht im übrigens Film nicht auf. Dennoch brach die Geburtsstunde eines neuen Subgenres des Horrors an, dessen Auswirkungen auf das Kino bis heute spürbar sind.
Wertung: (10 / 10)