Night of the Living Dead – Die Rückkehr der Untoten (Unzensierte Version) (USA 1990/2025)

„They’re coming to get you, Barbara!“ – Ein Evergreen unter den Horror-Zitaten: Johnny

Neuverfilmungen wegweisender Klassiker sind grundlegend eine heikle Angelegenheit. Trotzdem haben sie ihre Berechtigung. Einerseits um Filmstoffe in moderner Aufbereitung für neue Generationen erfahrbar zu machen und andererseits, um vom Status des jeweiligen Meilensteins finanziell profitieren zu können. Und der Begriff „Meilenstein“ ist bei George A. Romeros „Night of the Living Dead“ (1968) keinesfalls zu niedrig gestapelt. Denn der in schwarz-weiß gedrehte Low-Budget-Schocker ist die Blaupause des modernen Zombie-Horrors und hat – neben fünf eher indirekten Fortsetzungen von „Dawn of the Dead“ (1978) bis „Survival of the Dead“ (2009) – auch hunderte ähnlich gelagerter Filme, Serien, Bücher, Comics und Videospiele inspiriert. 

Die Motivation, den Film 1990 neu zu verfilmen, liegt in einem folgenschweren urheberrechtlichen Fauxpas bei der Veröffentlichung des Originals begründet: So haben Romero, sein Co-Autor John A. Russo und Mit-Produzent Russell Streiner „Night of the Living Dead“ ursprünglich „Night of the Flesh Eaters“ betitelt. Nur gab es bereits einen Film mit diesem Namen und so kamen die Proto-Zombies zu ihrem berühmten Alternativtitel. Allerdings wurde der notwendige Copyright-Vermerk auf der Titelkarte vergessen, der das Gesamtwerk als geistige Schöpfung schützt. Mit der fatalen Konsequenz, dass der Film gleich in die Public Domain überging und Romero & Co. vom finanziellen Erfolg weitgehend ausgeschlossen wurden.

Ergo mussten die eigentlichen Werkschöpfer nicht gefragt werden, als u. a. eine kolorierte Fassung des Films vertrieben wurde, die ans Original angelehnten Billig-Ergänzungen „Night of the Living Dead 3D“ (2006) und „Night of the Living Dead: Re-Animation“ (2012) erschienen oder die Computer-Trickfilmvariante „Night of the Animated Dead“ (2021) produziert wurde. Ganz zu schweigen von der um dilettantische Erweiterungsszenen ergänzte Version zum 30. Jubiläum von „Night of the Living Dead“. Allerdings steckt dahinter tatsächlich Russo selbst. Ein Ansporn des von Romero geschriebenen Remakes soll gewesen sein, die kreative Leistung als eigentliche Werkschöpfer noch einmal zu erbringen und die Urheberrechte am Original damit nachträglich zugesprochen zu bekommen – und dazu noch mit der eigenen Idee endlich Geld zu verdienen. Aufgehen sollte keiner der beiden Pläne.

„This is something no one’s ever heard about, and no one’s ever seen before. This is hell on earth.“ – Ben

Das ist bedauerlich, denn der vom langjährigen Romero-Gefährten und ikonischen Make-Up-Künstler Tom Savini („Dawn of the Dead“) gedrehte Streifen hält sich zwar eng an die Vorlage – auch durch das Zutun von Produzent und Cannon-Legende Menahem Golan („American Fighter“) –, bringt aber auch eigene Impulse mit ein. Deren gravierendster ist die Veränderung von Barbara, hier gespielt von Patricia Tallman („Knightriders“). War die Figur im Original nach dem wegweisenden Frieshofs-Intro nur noch katatonisches Beiwerk, avanciert sie hier in der Tradition von „Alien“-Heroine Sigourney Weaver zum wehrhaften Flintenweib. Nachdem sie mit Bruder Johnny (Bill Moseley, „The Devil’s Rejects“) auf dem Friedhof von einem Zombie attackiert wurde, flieht sie in ein verlassenes Farmhaus – und wehrt sich u. a. mit Ben („Candyman“ Tony Todd) und Cooper (Tom Towles, „House of 1000 Corpses“) gegen die wachsende Untotengefahr von außen und die sich zuspitzenden Spannungen im Innern.     

Was die bekannte Geschichte auch in der Nacherzählung am Laufen hält, ist die starke Hauptbesetzung, die vor allem mit Blick auf Tallman und Todd intensive Szenen bietet. Die neben Barbaras Darstellung wesentlichste Änderung gegenüber dem Original bringt das Ende mit sich, bei dem das Festspiel-ähnliche Verhalten der Rednecks, das Romero in vergleichbarer Weise bereits in „Dawn of the Dead“ thematisiert hatte, zeitloser und besser in die Gegenwart übertragbar als der fraglos abrupt radikale Ausklang des Originals. So läuft bei Savini dann am Ende doch wieder alles auf die Gleichstellung von Mensch und Monstrum hinaus. Wobei die Zombies immerhin nur Triebgesteuert agieren und kein Vergnügen an Gewalt und Qual finden. Das passt wiederum noch immer sehr treffend in die zunehmend verrohte Gegenwart.

Die über Plaion veröffentlichte unzensierte Fassung des in Deutschland bis 2020 beschlagnahmten (!) Films bietet sämtliche für das US-R-Rating zwangsweise entfernten – und teilweise durch harmloseres Alternativmaterial ersetzten – Gewaltszenen. Das Kuriose daran: Die ursprüngliche Fassung wirkt, gerade gemessen an den beteiligten Splatter-Ikonen Romero und Savini, geradewegs steril. Das Mehr an blutigen Szenen in der unzensierten Version, die übrigens alle schon aus dem Workprint bekannt sind, unterstreicht daher vor allem die gute Arbeit der Effektspezialisten. So wie bei der vollständig entfernten Kopfexplosion per Schrotflinte. Daneben konnte Savini eine Hommage ans Original integrieren, das ihm beim Dreh verwehrt blieb: den schwarz-weißen Einstieg, der erst mit dem Angriff des ersten Friedhofszombies in die Farbversion übergeht. In Summe ist es die bessere Version eines noch immer atmosphärisch dichten, stark gespielten und jetzt auch ein bisschen blutigen Klassiker-Remakes, das von dieser Einordnung selbst nicht weit entfernt rangiert.  

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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