Demokratische Freiheit hat ihre Grenzen. Aufgezeigt werden sie von der Staatsmacht, vor der Grundrechte und Verfassung nur so lange gelten, wie es nicht um Fragen der nationalen Sicherheit geht. Eben dies thematisiert Rod Lurie („The Champ“) im überraschend sachlich formulierten Justiz-Thriller „Nichts als die Wahrheit“. Denn als die engagierte Journalistin Rachel Armstrong (Kate Beckinsale, „Pearl Harbour“) eine Story veröffentlicht, in der Erica Van Doren (Vera Farmiga, „The Departed“) als CIA-Agentin enttarnt wird, gerät sie in eine rechtliche Grauzone, die den Informantenschutz entgegen der Pressefreiheit aufhebt.
Doch Rachel weigert sich standhaft, den journalistischen Ethos und damit ihre Quelle zu verraten. Chefredakteurin Benjamin (Angela Bassett, „Notorious B.I.G.“) unterstützt sie mit Verlagsanwalt Aaronson (Noah Wyle, „ER“) nach Leibeskräften und bringt sogar Starverteidiger Burnside (Alan Alda, „The Aviator“) ins Spiel. Bundesankläger Dubois (Matt Dillon, „Factotum“) aber beharrt auf die Identifizierung des Informanten, schließlich legt Rachels Artikel den Schluss eines Verräters in Reihen der CIA nahe. Als Einschüchterungsversuche und Drohungen keine Wirkung zeigen, wird sie in Beugehaft genommen.
Besondere Tragweite erhält die Enthüllung Van Dorens durch ihre Ehe mit dem amtierenden Oppositionsführer. Die reelle Grundlage der Geschichte geht auf die Amtszeit George W. Bushs zurück. 2004 wurde New York Times-Reporterin Judith Miller zu 18 Monaten Haft verurteilt, weil sie sich weigerte, in der Plame-Affäre (Miller hatte Valerie Plame, die Gattin des Diplomaten Joseph Wilson als Geheimagentin enttarnt) ihre Zuträger zu offenbaren. Neben dem Politikum des Falles schildert Autor und Regisseur Lurie die privaten Konsequenzen für Rachel. Das Verhältnis zu ihrem Sohn wird belastet und die Ehe zu Schriftsteller Ray (David Schwimmer, „Friends“) zerrüttet.
Ruhig und vor allem nüchtern spielt „Nichts als die Wahrheit“ den Konflikt zwischen nationalem Sicherheitsverstoß und Informantenschutz aus. Neben der politischen Tragweite, respektive der Furcht vor einem die Pressefreiheit entscheidend beschneidenden Präzedenzfall, wird mit der nötigen Zeitinvestition auf Figuren und Hintergründe eingegangen. Für ihre Prinzipientreue zahlt Rachel einen hohen Preis. Nach 111 Tagen hinter Gittern wird sie zwar für den renommierten Pulitzerpreis nominiert, proportional zu den steigenden Anwaltskosten sinkt jedoch der öffentliche Druck. Ein Happy End bleibt aus, die guten Darsteller und das mit Sorgfalt ausformulierte Skript machen den diskussionswürdigen Stoff so brisant wie sehenswert.
Wertung: (7 / 10)