So richtig ernst nehmen kann man den Metal-Hardcore vielerorts nicht mehr. Wie so häufig hat sich ein Genre (vorläufig) überholt. Ein Liedchen, ach was, ganze Platten davon singen können die Verantwortlichen bei Victory Records. Aber selbst beim in der Achtung von Fans und Kritikern tief gestürzten Ex-Vorzeigelabel des ruppigen Independent ist das Bemühen spürbar, den Karren mit Bands aus dem Dreck zu ziehen, die eingefahrene Strukturen nachhaltig zu überwinden versuchen. Zu diesem Kreis dürfen auch NEUROTIC NOVEMBER gezählt werden, die auf „Anunnaki“ ihre Vorstellung davon präsentieren, wo es mit dem Metal-lastigen Hardcore zukünftig hingehen könnte.
Recht stimmungsvoll wird das Nebeneinander von Härte und Melodie zelebriert. Dazwischen klimpert hier mal ein Klavier, während dort unvermittelt Rap-Vocals eingeworfen werden. So richtig ins Gesamtkonzept passen die (siehe „Nonchalant“ und „Wasabi Anguish“) allerdings nicht. Aber besser gewöhnungsbedürftiges Kontrastprogramm, als dürftiges Einheitsgemoshe. Musikalisch gegen den vorhersehbaren Strich gebürstet ist vor allem das abschließende „Our Development“, das die sphärischen Stärken von NEUROTIC NOVEMBER hervorhebt und auch nicht mehr als überschaubare zur Entfaltung beansprucht. Für Begeisterungsstürme reicht es insgesamt nicht. Aber der Weg muss ja auch nicht in den Olymp führen, sondern erst einmal aus dem Morast des ewigen Gleichklangs.
Wertung: (6 / 10)