Nein Nein Nein / Kaput Krauts – Bombing Your Kleinstadt (2006, Twisted Chords/Broken Silence)

Aller Anfang ist schwer? Nicht für die KAPUT KRAUTS, die sich 2006 für ihre erste offizielle Veröffentlichung mit NEIN NEIN NEIN zusammentaten. Das Ergebnis ist ein Split-Album, das es in sich hat. Und das nicht allein aufgrund des üppigen Umfangs. Dabei entfallen zehn der auf „Bombing Your Kleinstadt“ enthaltenen 17 Songs auf die Mönchengladbacher von NEIN NEIN NEIN. Allerdings finden sich darunter gleich drei Coverversionen: „Häuser“ von EA80, „Im zweiten Anlauf (mit 200 Sachen)“ von den KAPUT KRAUTS und „Tagediebe“ von AMEN81. Das Kuriose daran: „Im zweiten Anlauf (mit 200 Sachen)“ gibt es im weiteren Verlauf auch von den originalen Urhebern auf die Ohren. Dass die Nacherzählung flotter (und Bass-lastiger) ausfällt, sollte beim Hardcore-geprägten Deutsch-Punk des Trios vom Niederrhein nicht weiter verwundern.

Das zeigt sich auch beim eröffnenden „xNostalgieclubx“, dessen „True till bored to death“-Mantra von ANTITAINMENT geborgt wurde. So wie dabei mit dem teils eindimensionalen Weltbild des Hardcores abgerechnet wird, gestalten sich auch die übrigen Texte: auf den Punkt, provokant und trotzdem frei von stumpfen Parolen. Tempo und Härtegrad bleiben gern stattlich (siehe „Interlektuell“ oder „Alles was du willst“), wobei die melodische Grundierung nicht nur bei „Immer diese Leier“, „Ein Herz ist kein Fußball“ oder „Köpfe gegen Wände“ gewahrt bleibt. Insgesamt kann die Darbietung von NEIN NEIN NEIN mit „intensiv und rotzig“ adäquat überschrieben werden. Schade, dass die Jungs 2010 getrennte Wege gegangen sind!

Bei den KAPUT KRAUTS wird schon beim Einstieg mit „Die Würfelspiele des Herrn Zebaoth“ deutlich, dass sich zwischen der 2005 in Eigenregie herausgebrachten Demo-EP und „Bombing Your Kleinstadt“ in Sachen Songwriting einiges getan hatte. Dass melodisch reichhaltige Beiträge wie „Drei Liter, Affenscheiße“, „Elfmeterschießen“ oder „Nachwuchsmesantropeneldorado“ im Vergleich zur späteren Entwicklung noch immer recht geradlinig wirken, mindert ihre Wirkung nicht im Geringsten. Einen zarten Ausblick auf das, was kommen sollte, gewähren dabei das erwähnte „Im zweiten Anlauf (mit 200 Sachen)“, das mit Sprechgesang beginnt und mit Geplärre endet, sowie das wuchtig eingeleitete „Emo, Ergo, Sum“, das sich ebenfalls eine Spur verschachtelter (oder post-punkiger) präsentiert. Eine Coverversion gibt es übrigens auch beim Gespann aus Berlin und dem Ruhrpott zu entdecken: mit „Gefressen & ausgekotzt“ von NEIN NEIN NEIN.

Gemessen an der Klasse von „Bombing Your Kleinstadt“ erübrigen sich Diskussionen darüber, welche Band denn nun die bleibenderen Eindrücke hinterlassen konnte. Hier treffen einfach zwei für sich (und auch zusammen) enorm starke Combos aufeinander, die ihren Teil dazu beigesteuert haben, den Deutsch-Punk vom textlich simplen Parolen-Muff der 80er zu befreien, ohne darüber die grundlegende Wut zu verlieren. Dafür ein dickes Dankeschön!  

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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