Nathan Gray – Rebel Songs (2021, End Hits Records/Cargo Records)

Positives Denken erscheint angesichts des weltweiten Zuwachses an Populismus und gesellschaftlicher Spaltung schwer. Auch Nathan Gray, Frontmann u. a. bei BOYSETSFIRE und THE CASTING OUT, drückte seinen Unmut in der Vergangenheit vornehmlich durch Texte zwischen Aggression und Destruktion aus. Mit „Rebel Songs“ scheint diese Phase überwunden. Aufbegehren ja, aber gemeinschaftlich. Und vor allem: konstruktiv. Ergo Brücken bauen statt Paläste zerstören.

Mit den zwölf neuen Stücken, die der Solokünstler mit seinem Begleitkonglomerat THE IRON ROSES eingespielt hat, soll der Mut zur Veränderung transportiert werden. Also Arsch hoch und Faust recken. Entsprechend prall ist die Platte mit politischen Statements gefüllt. Nur werden die Botschaften nicht zornig vermittelt, sondern eingängig – über Punk zwischen Rock, Folk und Pop. Rap und Reggae gehören ebenfalls zum erweiterten Repertoire des Kollektivs, das durch Gastsänger wie Tim McIlrath (RISE AGAINST), der Gray beim Titeltrack beisteht, oder Matze Rossi (bei „Millions“) unterfüttert wird.

Die Stärkung von Demokratie und Gemeinschaft wird nicht allein im Dolores Ibárruri zitierenden „No Pasaran“ hymnisch zelebriert. Auch Hits wie „Capitol Stairs“ oder „Don’t Wait Up“ verbinden eindrucksvoll Botschaft und Gefälligkeit. Allerdings birgt der Ansatz von „Rebel Songs“ die Gefahr fehlender Ecken und Kanten. Tatsächlich wirkt das Album streckenweise zu geschmeidig und in der instrumentalen Aufarbeitung bewährter (Pop-)Punk-Formeln mitunter gar gewöhnlich. Das mindert die Wirkung des Gesamtwerks jedoch nur bedingt, so dass Nathan Gray mit „Rebel Songs“ ein beachtliches Stück Protestmusik mit willkommen positiver Zentrierung geschaffen hat.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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