Nasty – Realigion (2017, Beatdown Hardwear)

NASTY, daran dürfte kein Zweifel bestehen, sind eine Marke. An diese sind mittlerweile feste Erwartungen geknüpft: Metal-Hardcore mit Beatdown-Kelle, sporadischen Breaks und flirrenden Gitarrenspitzen. An diesem Konstrukt rüttelt die belgisch-deutsche Brachial-Combo auch mit dem bereits sechsten Langspieler „Realigion“ nicht. Für Kritiker könnte der damit verbundene Mangel an Überraschungen ein gefundenes Fressen sein. Von Stillstand zu sprechen würde allerdings die Realität verzerren. Denn dafür hat der Vierer über die vergangenen Jahre einen viel zu eigenständigen Sound etabliert.

Der erfährt auch auf dem neuesten Werk punktierte Weiterentwicklung zur ultimativen Pit-Demontage – oder wahlweise zum Geisterscheiden. Schließlich ist eines auch auf „Realigion“ klar: NASTY polarisieren. Für die einen sind die Strukturen zu simpel und die kritisch auf Krawall gebürsteten Texte zu platt. Dem ist grundlegend tatsächlich wenig entgegenzusetzen. Außer vielleicht, dass es die Band trefflich versteht, einen konsistenten musikalischen Flächenbrand zu entfachen, der ob seiner unbändigen Wucht beeindruckt. Zudem beweisen Tracks wie „Prediction“, dass melodische Momente im wechselspielartigen Sog von Double-Bass-Attacken und temporeduzierten Passagen ihren festen Platz einnehmen (können).

Zusätzlich geadelt wird die Scheibe durch prominente Verstärkung am Mikro: JJ Peters von DEEZ NUTZ schreit beim Titeltrack mit, Samis von REDUCTION bereichert den rein deutschsprachigen Beitrag „Welle“ und das Duo Alex/Konan (MALEVOLENCE) gibt sich bei „In Defeat“ die Ehre. Auch für die alten Fans gibt es einiges zu entdecken: Mit „Drty Fngrz II“ erfolgt er Brückenschlag zum Albumdebüt „Declaring War“ und dem NASTY-Vorreiter VAN DAMME wird nach dem Instrumental-Outro mit „Babylon“ Referenz erwiesen. Unterm Strich wird der mit den Vorgängern „Love“ und „Shokka“ eingeschlagene Weg auf „Realigion“ konsequent und mit stimmiger Aggro-Atmosphäre fortgesetzt. Gefallen muss das nicht jedem. Enorm wirkungsvoll ist es trotzdem.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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