Seit der diskutablen „Heimführung“ der ehemals britischen Kolonie Hong Kong in das kommunistische Reich China im Jahre 1999 steckt das einst weltweit bewundernd beäugte Kino der Weltmetropole in augenscheinlicher Klemme. Nicht nur, dass publikumswirksame Zugpferde vor wie hinter der Kamera gleich reihenweise ihr künstlerisches Heil im fernen Westen zu suchen begannen, die gestrengen Zensurauflagen der chinesischen Regierung schoben der einst überragenden Gewaltästhetik Hong Kongs darüber hinausgreifend einen massiven Riegel vor. Und so gelingt es Regisseuren wie Johnnie To („Fulltime Killer“), Tsui Hark („Time & Tide“), Corey Yuen („So Close“) oder Ching Siu-Tung nur noch bedingt, den Status glorreicher Tage aufrecht zu erhalten. Mit der Verleihpremiere von „Naked Weapon“ tritt letztgenannter zudem den neuerlichen Beweis dafür an, dass das Hong Kong-Kino der Moderne schlicht und ergreifend zu sehr befangen scheint in ausgetrampelten amerikanischen Pfaden und dutzendfach erbrochenen Klischees.
Die mysteriöse Madame M. (Almen Wong Pui-Ha) lässt rund um den Globus 40 Mädchen im zarten Grundschulalter entführen, um diese auf einem abgelegenen Eiland zu professionellen Assassinen auszubilden. Mit militärischem Drill und eisenharter Hand werden die zerbrechlichen Kinder zu hörigen Tötungsmaschinen umfunktioniert. Einige Jahre später sind aus schwächlichen Kindern gestählte Amazonen hervorgegangen, doch Madame M. will nicht weniger als die ultimative Killerin erschaffen. Aus diesem Grunde werden die jungen Frauen gezwungen, sich in einer Arena einem alles entscheidenden Kampf auf Leben und Tod zu stellen, nicht zuletzt um auch der Darwin´schen Theorie vom Überlebensrecht des Stärkeren Huldigung feilzubieten. Doch stehen am Ende des verbissen geführten Gemetzels gleich drei Siegerinnen fest, darunter die adrette Charlene (Maggie Q). Fortan obliegt es diesem aufreizenden Trio Infernale in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen auf Geheiß der Madame M. schwerreiche Geschäftsmänner unmittelbar nach dem Beischlaf, dem wohl schwächsten Moment des männlichen Geschlechtes, das Lebenslicht auszuknipsen. Doch gerät Charlene bei diesem trostlosen Treiben nicht nur der CIA-Agent Jack (Daniel Wu) in die Quere, sondern auch ihre Hormone.
Was auf den ersten Blick als kontroverser Unterhaltungsstoff in der Tradition der düsteren japanischen Gesellschaftssatire „Battle Royale“ anmutet, entpuppt sich im Verlaufe der eher wenig aufregenden Handlung als routinierter Actionstreifen, dem Geiste des neuen Hong Kong-Kinos entsprechend mit deutlichen Annäherungen an den Stilismus westlicher Gepflogenheiten. Dabei hält sich die in „Naked Weapon“ aufgezeigte Gewalt hinter der Thematik entsprechenden Erwartungen trotz einiger Härten bedächtig zurück, vereinzelte Blutfontänen wurden wie auch bei erwähntem „Battle Royale“ dem fertigen Film per Computer beigefügt. Nach solidem Auftakt flacht der Streifen jedoch kontinuierlich ab, im Fahrwasser des zweiten Drittels breitet sich zusehends Langeweile aus. Ihren ganz eigenen Teil dazu bei tragen auch die allenfalls durchschnittlichen Leistungen der blassen Akteure, die eher mit ausgeprägten optischen Reizen denn durch darstellerische Fähigkeiten zu glänzen verstehen.
So darf das ehemalige Model Maggie Q („Gen-Y Cops“) hübsch anzusehend durch flache Dialoge und mitunter arg zerfahrene Actionseqzuenzen flanieren, während Anya („Tsui Hark´s Vampire Hunters“) und Daniel Wu („Gen-X Cops“) in ihr gleichkommender Manier mehr schlecht als recht dem kaum noch Interesse erweckenden Showdown entgegendümpeln. Regisseur und Kampfchoreograph Ching Siu-Tung („Duel to the Death“) bereichert das Genre mit seinem durchwachsenen Beitrag nicht gerade um ein glanzvolles Kapitel asiatischer Inszenierungswucht. Der von Wong Jing, als Regisseur („God of Gamblers 1 + 2″), Produzent („Naked Killer“) und Autor („Duell in der verbotenen Stadt“) in fast allen Bereichen des Filmgeschäftes heimatlich, geschrieben und produziert, bietet „Naked Weapon“ exotischen Sinneskitzel nach bewährtem Strickmuster. Wer also keine zu hohen Erwartungen an den Tag legt und ein sinnfreies fernöstliches Actioneinerlei inklusive Hommage an die Tötung während der Drachenbootregatta in John Woos „The Killer“ zu schätzen weiß, der wird ein optisch ansprechendes B-Movie mit rasant choreopgraphierten Fights aufgetischt bekommen. Nicht mehr und nicht weniger.
Wertung: (4 / 10)