My Wife is a Gangster (ROK 2001)

my-wife-is-a-gangsterDas südkoreanische Kino ist unbestritten auf dem Vormarsch. Inwieweit selbst die Verbreitung eines Trailers die Gemüter erhitzen und die Erwartungen ins schier unermessliche treiben kann, illustriert der bereits 2001 produzierte Film „My Wife is a Gangster“. Vermittelte die kurze Vorstellung den Eindruck eines Martial-Arts-gespickten Actionkrachers, stellte sich nach der internationalen Veröffentlichung schnell Ernüchterung ein. Denn Jin-gyu Chos („Who’s got the Tape?”) nur bedingt furiose Thriller-Farce ist mitnichten das oft gepriesene Feuerwerk, sondern eine meist leise Mischung aus Komödie und Drama. Action gibt es natürlich auch, doch nahm der Trailer in dieser Hinsicht fast das gesamte Ereignisspektrum vorweg. Allerdings dürfte dadurch lediglich das Vergnügen der Adrenalinjunkies getrübt werden.

Eun-jin (Eun-Kyung Shin, „Uzumaki“) ist eine unscheinbare Frau von Mitte 20. Dabei kaschiert die äußerliche Fragilität die Wahrheit, befehligt sie doch eine Gruppierung des organisierten Verbrechens. Ihr fester Platz in dieser von Männern dominierten Welt gerät ins wanken, als ihre an Krebs erkrankte Schwester den Wunsch äußert, Eun-jin vor ihrem Tode verheiratet, bestenfalls mit Kind zu erleben. Um dieser Bitte nachzukommen, begibt sich die emotional völlig unerfahrene Gangsterin auf die Suche nach einem geeigneten Bräutigam. Im liebenswerten Tollpatsch Soo-il (Sang-Myeon Park, „Nowhere to Hide“), der nichts von der Betätigung seiner zukünftigen Gemahlin ahnt, wird sie fündig. Doch nutzen ihre Feinde die Phase des Umbruchs für wiederholte Attacken, was das Chaos in Eun-jins Leben vollkommen macht.

Die Schauspieler sind das Salz in der Suppe von „My Wife is a Gangster”. Hauptdarstellerin Eun-Kyung Shin glänzt durch Zurückhaltung und lässt in kleinen Gesten und Regungen die Melancholie ihrer Figur aufblitzen. Die dadurch begünstigten Tücken der Bräutigamwerbung sind entsprechend wenig auf schnelle Lacher ausgerichtet, sondern ergänzen nach und nach das Gesamtbild ihres Charakters. Das entzieht dem Film oftmals seine Rasanz, lässt ihn aber schlussendlich über stumpfe Fließbandkomik und stilisierte Daueraction triumphieren. Dabei nimmt sich die Geschichte Zeit für die Ausarbeitung von Randpersonen und überzeichnet das kriminelle Milieu Eun-jins in der tragikomischen bis albernen Darstellung ihrer Untergebenen.

Abgesehen von Auftakt und Schluss bleibt Action auf Straßenschlägereien beschränkt. Auf Gewalt verzichtet Regisseur Jin-gyu Cho nicht, setzt die wenigen Parallelen zum zeitlupengesäumten Krawallkino der Moderne jedoch in deutlichen Kontrast zur spröden Humoreske. Dabei gelingt „My Wife is a Gangster“ die Gratwanderung zwischen den Genres nicht durchweg. Ebenso sorgt die Verlagerung der Blickpunkte innerhalb des Plots für narratives Ungleichgewicht. Denn zu oft weicht der Fokus von Eun-jins Fassade einer Ehe ab und schielt auf die Querelen ihrer Gefolgsleute mit Jugendgangs und verfeindeten Syndikaten. Entsprechend sollte man als Zuschauer eine gewisse Affinität für den fernöstlichen Film mit sich bringen. Ansonsten könnte es passieren, dass die hier mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachtete Halbwelt nicht weniger weckt als Unverständnis.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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