Muttertag – Mother’s Day (USA 1980)

muttertag„Darlings, you have made your mother very proud.“ – Lob der Gewalt: Mutter

Früher hatten gewisse Horrorfilme einen Ruf, der sich beinahe ehrfürchtig über die Schulhöfe verbreitete. Ganz oben stand das „Texas Chainsaw Massacre“, bei dem allein der Titel grausame Fantasien über zerstückelte Körper beflügelte, die das Werk selbst aber unmöglich erfüllen konnte – und dies obendrein auch gar nicht intendierte. Es genügte bereits zu wissen, dass es da draußen Filme gab, die so brutal waren, dass Kinder und Jugendliche um jeden Preis vor ihnen geschützt werden müssten.

Nicht selten stellte sich Enttäuschung ein, wenn die mit Legendenstatus behangenen künstlerischen Ausgeburten der Hölle später tatsächlich zugänglich wurden. Das sollte es gewesen sein? Dafür erging sich die Erwachsenenwelt in Diskussionen über Gewaltverherrlichung und die Zumutbarkeit von Filmschöpfungen? Tatsächlich blieben manche Titel über die Jahre wohl nur ihres Verbotes wegen in Erinnerung. Die Liste indizierter und beschlagnahmter Titel kündet noch immer zu Hauf von antiquierten moralischen Wertstandards, die die FSK scheinbar willkürlich über die Nation brachte.

Bis heute in Deutschland verboten ist auch „Muttertag“, ein weiteres jener verwerflichen Werke über Degeneration und Mord. Die Rechte an Charles Kaufmans („Zurück zur Natur“) Hinterwald-Horror erwarben Anfang der Achtziger die TROMA-Gründer Lloyd Kaufman, Bruder des Autors/Regisseurs, und Michael Herz, die den Status des günstig produzierten Streifens emsig anheizten. Darin macht eine liebenswert wirkende Südstaaten-Großmutter (abgründig überzogen: Beatrice Pons, hier Rose Ross, „Für immer Lulu“) mit ihren beiden gar nicht so liebenswert erscheinenden Söhnen ahnungslosen Zeitgenossen im abgelegenen Wald den kurzen Lebensrest zur Hölle.

Und so schreiten Ike (mit lachhafter falscher Zahnreihe: Frederick Coffin, hier Holden McGuire, „Hard to Kill“) und Addley (Michael McCleery, hier Billy Ray McQuade, „Joyride“) auf Mutters Geheiß gewaltsam zur Tat. Für drei College-Freundinnen (Deborah Luce, Nancy Hendrickson, Tiana Pierce) auf Wochenendfahrt mündet der Campingtrip in die Wildnis darum bald in Terror und Tod. Allerdings haben auch hier nicht die vereinzelten Akte offener Gewalt für den berüchtigten Status gesorgt, sondern die zehrenden Szenarien aus Misshandlung und Vergewaltigung.

Aus heutiger Sicht mag „Muttertag“ im erzählerischen Aufbau behäbig und nicht selten reichlich trashig wirken (man beachte allein die von Mutter geleitete Trainingseinheit der Söhne). Aber der billige Look unterstreicht den sleazigen Grundton in Anlehnung an rüde Low Budget-Schocker wie „Last House on the Left“ oder „I Spit on Your Grave“ durchaus gelungen. An deren verstörende Intensität reicht Kaufmans fieser B-Film zwar nicht heran, bei aller pervertiert satirischen Überzeichnung kann man ihm eine grundlegend stimmige Wirkung aber kaum absprechen. Als Kult-Schocker zweifelhaft, als Terror-Trash brauchbar. So streitbar müssen die alten Klassiker sein!

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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