Mutant River (GB 2018)

Der Backwood-Horror ist überall zuhause. Auch im beschaulichen englischen Hinterland, wo im rund 140 Kilometer langen Kennet-und-Avon-Kanal das fischige Grauen lauert. Bereits die Einleitung von „Mutant River“ (Originaltitel: „The Barge People“) kündet über Schwarz-Weiß-Fotos von Vermissten und Toten. Dass es Regisseur, Produzent und Cutter Charlie Steeds („Death Ranch“) mit dem urigen B-Film hält, lässt sich bereits daran ermessen, dass er seine innerhalb und außerhalb des Wassers ihr Unwesen treibenden Fischmenschen gleich in der ersten regulären Szene zeigt. Das ist gerade im Horror gemeinhin kein Qualitätsmerkmal. Aber Qualität dürfte bei Steeds semi-professioneller Herangehensweise auch hinter der Ambition zurückstehen, für schmales Geld auf den Spuren von solchen wie Wes Craven zu wandeln.

Look & Feel entsprechen nur zu deutlich dem Grindhouse-Kino der 70er und 80er. Das offenbaren auch die Vorspann-Typo und der dazu gereichte Synthie-Score. Eine Art „The Canals have Eyes“ also; da fühlt sich die Zielgruppe doch gleich heimisch. Und so gerät auch der Wochenendtrip der Schwestern Kat (Kate Speak, „A Werewolf in England“) und Sophie (Natalie Martins, „Kill or Be Killed“) zum Alptraum, die mit ihren Lebensgefährten, Mark (Mark McKirdy, „Vampire Virus“) und dem schnöseligen Ben (Matt Swales) auf einem Hausboot über den Kanal schippern. Vor den Fischmenschen ist es aber erst an einem Provinzler-Pärchen, für Ärger zu sorgen. Dessen Eskalation führt zu einem nächtlichen Angriff, der von den Wassermonstern allerdings entscheidend gestört wird. Und weil die auf Frischfleisch erpicht sind, gerät der daran geknüpfte Überlebenskampf standesgemäß brutal.

Auf Menschenseite ist dabei bisweilen üppiger Blutverlust zu beklagen, während den Fischköppen alternativ allerlei Brackwasser aus den Körpern sprudelt. Dass die Kreaturen, für deren Existenz andeutungsweise kontaminiertes Kanalwasser oder Giftmüllverklappung benannt wird, sprechen können, bleibt für die Geschichte und mehr noch das Stimmungsbild jedoch ziemlich nutzlos. Dass sich nicht alle Figuren im Überlebenskampf durch gesteigerte Cleverness auszeichnen, bedient ebenso alberne Standards wie der geschwätzig Warnungen absondernde „Crazy Ralph“-Ersatz. Dabei bleibt nicht unbedingt erkennbar, ob die in „Mutant River“ offenbarte Klischeefülle nun ironisch überspitzt ausgelegt werden soll oder schlicht als Zeichen grundlegender Ideenlosigkeit interpretiert werden darf.

Neben der subjektiven Kamera zahlt auch der Score brauchbar auf die Atmosphäre ein. Die ebenfalls semi-professionellen Schauspielenden agieren ambitioniert, ohne wirklich Überzeugungskraft zu entfalten. Allerdings wäre die als Gesamterwartung an den soliden Low-Budget-Splatter auch deutlich zu hochgesteckt. Und so bleiben am Ende naturgemäß Kat und Mark übrig, um den sadistischen Fischkannibalen die Stirn zu bieten. Dabei schleichen sich kleinere Längen ein, um letztlich die 80-Minuten-Marke zu gewährleisten. Mit dem Blick ins Heim der halb-tierischen Brut findet der Streifen dann letztlich seinen absehbaren – und standesgemäß – düsteren Ausklang. Gesehen haben muss man „Mutant River“ selbst als eingefleischter Genre-Fan nicht. Sehenswerter als der ähnlich gestaffelte „Pigs – Squeal“ (2008) ist Steeds Nachbau der Klassiker von Craven & Co. aber trotzdem geraten.  

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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