Die Legende der Hua Mulan kennt man wohl am ehesten durch den gleichnamigen Disney-Film von 1998, der sich hier – auch wegen des Zutuns von Otto Walkes als prominentes Zugpferd – zum Kassenhit entwickelte. Basierend auf einem chinesischen Volksgedicht, welches die Taten jener Hua Mulan beschreibt, erscheint nun die erste Realverfilmung zu diesem Thema, welches wie gemacht für ein großes Kostüm- und Schlachtenepos im Stile von „Red Cliff“ oder „The Warlords“ ist. Erwartungen in dieser Hinsicht kann der Film von Jingle Ma jedoch nicht erfüllen. Vielleicht auch deshalb, weil der Regisseur auf diesem Gebiet ein Novize ist.
China zur Zeit der Wei-Dynastie. Stämme aus dem Grasland fallen in das Land ein. Unzählige Rekruten werden in die kaiserliche Armee eingezogen, darunter auch der Vater der jungen und burschikos wirkenden Hua Mulan (Zhao Wei). Aufgrund dessen Krankheit flüchtet Mulan in der Nacht mit der Ausrüstung ihres Vaters ins Armeelager, ungeachtet der ihr drohenden Todesstrafe. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kann sie sich inmitten der männlichen Soldaten – darunter auch ihr Freund aus Kindheitstagen Fei (gespielt von Jackie Chan Sprössling Jaycee Chan) nicht nur behaupten, sondern überzeugt durch Wagemut und Können auch ihre Vorgesetzten. Allen voran Wentai (Kun Chen), in den sie sich verliebt und beide nach geraumer Zeit zu Generälen der kaiserlichen Armee aufsteigen. Als Wentai vermeintlich zu Tode kommt, stellt sich Mulan ausschließlich in den Dienst des Kampfes und führt in den nächsten Jahren einen erbitterten Krieg gegen die aufständischen Stämme.
Mit den großen Schlachtepen der letzten Jahre kann „Mulan – Legende einer Kriegerin“ nicht mithalten. An Action- und Massenszenen mangelt es dem Film nicht, wohl aber an Intensität. Gerade wenn man diese mit den perfekt inszenierten Schlachten eines „Red Cliff“ vergleicht. Dies mag zum einen an der familienfreundlichen Freigabe des Films liegen, zum anderen auch an der Unerfahrenheit von Regisseur und Drehbuchautor Jingle Ma. Als Kampfkoordinator von Filmen wie „Hero“ oder „House Of The Flying Daggers“ konnte sich Ma einen Namen machen, als Regisseur scheint ihm jedoch der Überblick zu fehlen. Dieser greift in den Schlachten zwar auf die üblichen Zutaten zurück, kann dem Getümmel mit seiner handzahmen Inszenierung aber keinerlei neue Facetten abgewinnen. Gerade dies wirkt – je länger der Film dauert – langatmig und kommt über gehobenes TV-Nivau nicht hinaus.
Wenigstens gleichbedeutend ist für Jingle Ma die Beziehung von Zhao Wei („Red Cliff“) zu Kun Chen („The Founding of a Republic“). Die anfängliche Annäherung, Gemeinsamkeiten und Konflikte wirken glaubwürdiger als die blutleeren Schlachten. Auf erzählerischer Ebene offenbart der Film jedoch ebenso seine Schwächen, gerade wenn mit wenigen Filmminuten ganze Jahre der Geschichte überbrückt werden. Ein weiterer Kritikpunkt ist Zhao Wei in der Rolle der Mulan, die in ihren Mimiken weitgehend männlich wirken will, optisch aber viel zu sehr Frau ist, was inmitten ihrer ausschließlich männlichen Mitstreiter mehr als deutlich wird. Auch wenn man mit ihr fiebert und leidet, wirkliches Interesse an den meisten Figuren besteht nicht. Zu beliebig wirken deren Konstellationen und Entwicklungen. Insofern wird „Mulan – Legende einer Kriegerin“ sicherlich nicht als großes Werk seiner Art in die Geschichtsbücher eingehen, vielmehr ist dies ein solider, weitgehend familienfreundlich erzählter Film mit allem, was irgendwie dazu gehört.
Wertung: (5,5 / 10)