Muff Potter – Heute wird gewonnen, bitte (2003, Huck’s Plattenkiste)

„Brauchst du Freiheit oder nur Auslauf, oder kannst du nicht ohne Fesseln?“

Deutschsprachige Musik erlebte in diesem Jahr eine kleine, obendrein genreübergreifende Renaissance. Diese trug nicht nur Künstler wie Grönemeyer, Westernhagen oder den stetig verjüngten NDW-Zombie Nena ins Gedächtnis bundesdeutscher Musikfreunde, sondern auch ausgereifte Indie-Perlen wie KETTCAR oder TOMTE. Auf die vier Münsteraner von MUFF POTTER, immerhin auch schon eine stolze Dekade unterwegs, trifft die Einordnung in diese einmal mehr geöffnete Schublade jedoch nur bedingt zu.

„Heute wird gewonnen, bitte“ lautet der Titel ihres neuen Longplayers, der über knapp 50 Minuten die optimale Grundlage für neue Sinnierungen über große und kleine Offenbarungen des Lebens offeriert. MUFF POTTER wagen somit den niemals altklug daherkommenden Rundumschlag durch festgefahrene Lebensgewohnheiten, soziale Unstimmigkeiten, charakterliche Kuriositäten und das vielzitierte Coming-of-Age. Dabei verbinden sie Groteskes, Melancholisches, Heiteres, Pathetisches, Plattes und Weises zu einer vollen Breitseite individuellem Erkenntnisreichtum. Doch was folgt ist mitnichten ein Klammern an hohle Phrasen und den erhobenen Zeigefinger des moralisch Überlegenen, sondern vielmehr die fortführung des alten …BUT ALIVE-Geistes, kombiniert mit der sprachlich-ironischen Auskleidung der BOXHAMSTERS.

Musikalisch vollzieht das Quartett dabei einen über jegliche Zweifel erhabenen Spagat zwischen Deutsch-Punk, Indie-Rock und Pop und findet obendrein ebenso Raum für Piano-, Klavier- und Percussion-Einschübe, wie auch für Akkordeon und Glockenspiel-Elemente. In seiner Gesamtheit betrachtet ist „Heute wird gewonnen, bitte“ kein ausgewachsenes Meisterwerk, bietet auf frischen Pfaden jedoch 14 weitere „Bordsteinkantengeschichten“ mit Herz und Seele. Unbedingt reinhören!

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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