MUFF POTTER und ihre „Bordsteinkantengeschichten“. Irgendwie trauern noch immer sehr viele Menschen dieser Zeit hinterher. Denn damals war die Band eben noch kleiner, nur in der Szene bekannt, bevor man sich quasi „verkaufte“. Die üblichen Konfrontationen eben, wenn auch andere Zugang zu deiner Lieblingsband bekommen. Im Grunde alles Nonsens, denn wenn man schon so viele Jahre die kleinsten Bühnen der Republik beackert, darf es auch mal einen Schritt höher auf der Karriereleiter gehen. Und wirklich viel geändert hat sich ja eigentlich nicht, wenn man ehrlich ist. Man ist vielleicht etwas professioneller geworden, die Aufnahmen klingen voluminöser und klarer. Aber ist das wirklich schlimm?
„Bordsteinkantengeschichten“ ist schroffer als das, was diesen folgte. Authentischer mögen manche vielleicht sagen. Ungeschliffener auf jeden Fall. Der Sound knarrt mehr, hier wird Punkrock noch wirklich groß geschrieben. „Take a Run at the Sun“ heißt es da im Opener, grandios. Diese Melange aus Deutsch und Englisch, dazu ein Nagel in Bestform. Die Wortspiele sind auf „Bordsteinkanten“ ohnehin die heimlichen Stars. „100 Kilo“, ein Song mit nachhaltiger Wirkung, ähnlich wie „Auf der Bordsteinkante“, die Hymne für den abendlichen Absturz. Den üblichen Regulierungen des Punkrock unterwerfen sich MUFF POTTER aber wie gewohnt nicht. Songs werden ausformuliert, musikalisch als auch lyrisch. Fünf Minuten müssen da keine Seltenheit sein. Aber die Erzählungen des Quartetts fesseln. Man mag den intelligent geschriebenen Geschichten einfach lauschen, die vom Rotz der Musik begleitet werden. Ein schöner, kleiner Meilenstein deutschsprachiger Rockmusik. Da wird nichts geschönt oder ausgeschmückt. Unterm Strich bleibt einfach Musik mit viel Leidenschaft.
Wertung: (8 / 10)