Punk war gestern. Zumindest für MUFF POTTER, die es mit zunehmender Reife mehr Richtung Indie-Rock zieht. Gerade die Zeit nach der 2018 vollzogenen Reunion ist von Klängen erfüllt, die progressiv angehauchte Strukturen willkommen heißen. Mehr denn je auf „Bei aller Liebe“, dem zehnten Studioalbum der Wahl-Berliner.
Bereits das Eröffnungsstück „Killer“ zeugt vom ausladenden Verschleppen der Melodien. Eilig hat es der Vierer lediglich bei „Privat“. Hier lugt auch der Punk offensiver hervor. Zumindest ein wenig. Ansonsten bleibt das Tempo verhalten. Gesprochene Texte beim fast achtminütigen „Ein gestohlener Tag“ und dem über nahezu sieben Minuten ausgebreiteten „Nottebeck City Limits“ greifen nicht nur bewährte Ideen früherer Platten auf, sondern erinnern an musikalisch hofierten Poetry Slam.
MUFF POTTER machen auch auf „Bei aller Liebe“, was ihnen – der Titel sagt es bereits – beliebt. Das führt zu packenden Songs wie „Ich will nicht mehr mein Sklave sein“, „Flitter & Tand“, „Hammerschläge Hinterköpfe“ oder „Der einzige Grund aus dem Haus zu gehen“, die vor zwanzig Jahren auch super auf Grand Hotel Van Cleef hätten verlegt werden können. Immer nachdenklich, immer ein bisschen sperrig; und doch stets zugänglich. Einfach eine wunderbare Platte.
Wertung: (8 / 10)