Monsters (GB 2010)

monstersIn den vergangenen Jahren gab es verschiedene Genrefilme, die die klassische Essenz des B-Films überwanden und sie auf eine Ebene des kritischen Dramas transferierten. An diese Fusion von Arthouse- und Popcorn-Kino wagt sich auch „Monsters“, eine ambitionierte Low Budget-Produktion über territoriale Abschottung, Militarismus als bewährten Lösungsweg – und außerirdische Kreaturen. Die Herangehensweise mag auf den ersten Blick an den Überraschungserfolg „District 9“ erinnern, der die Apartheit vor dem Hintergrund eines Alien-Slums in Südafrika aufarbeitete.

Allerdings steht der bedeutend günstiger gefertigte Film des Briten Gareth Edwards, der neben der Regie auch das Skript verfasste, die Kamera führte, das Produktionsdesign entwarf und die beachtlichen visuellen Effekte kreierte, eher Werken wie „Carriers“ nahe, die den dystopischen Rahmen (beim Letztgenannten war es der pandemische Ausbruch eines tödlichen Virus) als Ausgangspunkt für ein unspektakuläres Charakterdrama betrachten. Das führt, bei „Monsters“ bereits aufgrund des assoziativen Titels, zwangsläufig zu Enttäuschungen. Dabei ist eine solch hintergründige Variierung altbekannter Sci-Fi-Standarten immer noch deutlich origineller als der x-te Aufguss des ewig gleichen Creature-Features.

Edwards breitet das Szenario einer gescheiterten Weltraummission zur Untersuchung außerirdischen Lebens in kurzen Texteinblendungen einleitend aus. Beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zerbrach die Spuren fremder Organismen transportierende Sonde und ging über New Mexico nieder, wo bald turmhohe Geschöpfe mit Tentakeln gesichtet werden. Jahre später ist das kontaminierte Gebiet von beiden Staaten abgeschnitten und die Gefahr wird mit Blei und Bomben eingedämmt. Die US-Seite hat ihre Grenze mit einem gewaltigen Schutzwall gesichert, der sich als Allegorie auf die Angst der Amerikaner vor Migrationsbewegungen aus Mittel- und Südamerika geradezu aufdrängt.

Durch eben diese verseuchte Zone versuchen Samantha (Whitney Able), Tochter eines einflussreichen Medienunternehmers, und ihr vom Vater angeheuerter Beschützer, der Fotograf Andrew (Scoot McNairy), in die Heimat zu gelangen. Die Ausreise aus der Krisenregion ist aufgrund einer anstehenden Offensive der Armee bald für ein halbes Jahr unmöglich. Nachdem ihnen die Pässe gestohlen wurden und die letzte Fähre Richtung Amerika ohne sie ablegt, müssen die beiden zwangsläufig die gefahrvolle Reise über den Landweg wagen. Dort kommen sie sich nicht nur allmählich näher, sondern erhalten auch Einblicke in das Wesen der gefährlichen Kreaturen.

Wirklich Neues bietet Edwards zwar nur bei der variierenden Verknüpfung von nüchterner Bestandsaufnahme etwaiger Gefahrenpotentiale und emotional zurückhaltener Charakterentwicklung. Trotzdem holt er nahezu das Maximum aus den Möglichkeiten des eigenwilligen Ansatzes heraus. In das glaubhaft vermittelte Szenario schleicht sich zudem ein Hauch von Medienkritik. Wenn Andrew ausführt, dass ihm das Foto eines von den Monstern getöteten Kindes viel Geld einbringen würde, das eines lächelnden hingegen gar nichts, offenbart sich unterschwellig die Profitabilität des Elends im Sinne von Nachrichtenwert und Sensationsgier. Die Aliens sind damit ungeachtet ihrer Herkunft lediglich ein weiteres Problem der modernen Welt, dem mit typischer Hardliner-Methodik begegnet wird.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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