Monga – Gangs of Taipeh (TW 2010)

monga-gangs-of-taipehDer Blick auf Asiens Kinokunst kann anstrengend sein. Da gehen Tragik und Klamauk Hand in Hand, werden Gefühlsbäder in Kitsch ertränkt oder Gewaltausbrüche in selten erlebter Intensität stilisiert. Als Vorreiter fungierte Japans Filmwirtschaft, der Hongkong jedoch den Rang ablief. Als würdiger Nachfolger empfahl sich Südkorea, während Indien auf ewig vom Bollywood-Stigma geprägt sein wird. Zwischen allen Stühlen sorgte in jüngerer Vergangenheit vor allem Thailand für Furore. Zumindest im Bereich der Martial-Arts. Einen ähnlichen Mittelweg beschreitet auch Taiwan, das territorial von China und Japan beansprucht wird und dessen rechtliche Zugehörigkeit bis heute ungeklärt ist. Der Einfluss auf Filmproduktionen scheint also bereits aufgrund des kulturellen Kontextes vielseitig.

Erahnen lässt sich dies am Beispiel des Gangster-Dramas „Monga – Gangs of Taipeh“, in dem Autor und Regisseur Doze Niu mit großer Ambition und einigen Längen substanzielle Themen des asiatischen Kinos behandelt. In der Summe geht es um Freundschaft, um Loyalität, um Aufopferung. Im Mittelpunkt steht eine Gruppe Jugendlicher, Blutsbrüder, die ihr Revier verteidigen und als Abbilder ihrer Väter zu Verbrechern werden. Ausgangspunkt der Erzählung ist der 17-jährige Chou Yi-Mong, genannt Mosquito (Mark Chao), der mit seiner alleinerziehenden Mutter in den Neunzehnachtzigern vom Festland in Taiwans Hauptstadt Taipeh zieht. Ohne Zugehörigkeit und ohne Freunde ist er schutzlos. Bis er in die Gang von Triaden-Spross Dragon Lee (Rhydian Vaughan) und Vorkämpfer Monk (Ching-Tien Juan) aufgenommen wird.

Der Preis der Bruderschaft, das wird über die rund 136 Minuten üppig ausgewalzt, ist hoch. Noch nicht zu Beginn, wenn Niu optisch gewitzt und mit beachtlichem Tempo Milieus und Typen beschreibt. Mosquito und seine Freunde suchen zwischen traditionellem Gangstertum und jugendlicher Rebellion nach ihrem Platz im Leben. Der eine träumt vom Aufstieg in der Unterwelt, der andere von familiärem Zusammenhalt und Kirschblütenregen in Japan. Statt Schulunterricht gibt es Straßenschlägereien, die zurückhaltend und ohne Sinn für übertriebene Ästhetisierung gestaltet sind. Mit dem Vormarsch der chinesischen Mafia werden aber auch die Halbstarken in zunehmend blutige Bandenkriege verstrickt.

Die Entwicklung des Plots vollzieht sich ebenso rauschhaft wie schnörkellos. Das traditionell (oder auch konventionell) aufgebaute Handlungsgerüst folgt mit der dramatischen Zuspitzung in verschiedenen Nebenplots vorhersehbaren Mustern. Ist die Phase von Teenager-Übermut und Discobesuchen erst überwunden, folgt der Abstieg in Intrige, Verrat und Mord. Freund wird zu Feind, die in Kitsch gehüllte Romanze bleibt unerfüllt. „Monga – Gangs of Taipeh“ ist ein komplexes Halbwelt-Drama, bei dem die schillernde Oberfläche zum Spiegelbild der emotionalen Überfrachtung wird. Nicht ´Over the Top´ im Stile Hollywoods, sondern in dem Hongkongs, wo männliches Heulen schon mal mit einer aus der Nase triefenden Ladung Rotz einhergeht. Der unterschwellige Bombast des Gesamtszenarios ist nicht nur überlang ausgebreitet, er folgt auch dem Drang, die Möglichkeiten des Kinos voll auszuschöpfen. Ein Werk zwischen Faszination und Überforderung.

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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