Modern Life is War – Fever Hunting (2013, Deathwish Inc.)

modern-life-is-war-fever-hunting„The fever hunt rages on inside my head…“

Was für ein Album! Auf „Fever Hunting“ reißen MODERN LIFE IS WAR die Welt in Fetzen. Ihre vierte Platte ist ein flirrendes und musikalisch konsequent mitreißendes Meisterstück. Ihre Interpretation des modernen Hardcores ist vielschichtig, melodisch durchdacht und rangiert im Sinne des Post-Hardcore oft am Rande der Verzweiflung. Der knapp gehaltene Auftakt „Old Fears, New Frontiers“ kündet mit wütendem Schreigesang von einer inneren Unruhe. Dass die Mannen um Frontmann Jeffrey Eaton viel zu sagen haben, ist bekannt. Die Art und Weise, wie sie ihrer Zerrissenheit hier aber in einer perfekten Symbiose aus Text und Instrumenten Ausdruck verleihen, ist mit einem Wort als grandios zu bezeichnen.

Nach der 2008 vollzogenen Auflösung ist „Fever Hunting“ der Beleg, dass sie es mit der 2012 angekündigten Reunion wirklich ernst meinen. Das Ergebnis dieses überraschend schnell nachgelegten Albums ist überwältigend. Musikalisch wirkt die Platte aufgeräumt und im besten Sinne geradlinig. Vertrackte Strukturen machen sich rar. Doch bedeutet das wahrlich nicht, MODERN LIFE IS WAR würden auf unterschwellige Komplexität verzichten. Tempo und Härte werden in schier hypnotischem Sog fortwährend variiert, was überragende Songs wie „Health, Wealth & Peace“, das Titelstück, das flotte „Media Cunt“ oder das traurige „Brothers in Arms Forever“ in die Waagschale wirft.

Dass es bisweilen rockig zugeht, unterstreicht „Cracked Sidewalk Surfer“. Auch an ihm lässt sich die immense Qualität des Gesamtwerks ermessen. Immer wieder täuschen Eaton und Mitstreiter den großen Quotenrabatz oder mehr noch gesteigerte Eingängigkeit an, um dann doch innezuhalten oder mantrisch wiederholte Textpassagen herauszuschreien. Gängige Muster unterläuft „Fever Hunting“ damit kontinuierlich. So wechselhaft wie die Musik bleibt auch die Gemütslage. MODERN LIFE IS WAR machen ihren Namen zum Programm und scheinen die innere Zerrissenheit durch kathartische Werke wie dieses überwinden – oder zumindest thematisieren – zu wollen. Bleibt nur zu hoffen, dass diese rastlose Reise getriebener Seelen noch lange kein Ziel findet.

Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

scroll to top