Miranda ist groß, bedingt aufreizend und beziehungsunfähig. Fürs Leben ist das die Formel für eine ausgewachsene Depression. Für eine TV-Comedy, erst recht eine britische, klingt das jedoch wie die Erfolgsrezeptur üppiger Zwerchfellerschütterung. Die bietet „Miranda“ auch in zweiter Instanz, will heißen in der 2010 erstmals ausgestrahlten Series 2. Die ist mittlerweile auch in Deutschland erschienen und zeigt Hauptdarstellerin Miranda Hart („Call the Midwife“) neuerlich in Hochform. Allerdings – und da liegt der Knackpunkt – mit weniger absurdem Humor und mehr romantischen Verstrickungen.
Hinter der bissigeren Auftaktstaffel stehen die sechs Folgeepisoden daher ein Stück weit zurück. Spaß bereitet die Serie noch immer. Nur sind die großartigen Momente, in denen Miranda zu Scherzen jenseits geschmacklicher Grenzen ausholt, einfach spärlicher gestreut. Ein beispielhaftes Highlight sind ihre Bemühungen, durch soziales Engagement zu glänzen. Wie bei allen klassischen Comedy-Figuren natürlich immer mit dem Hintergedanken, sich selbst zu profilieren. Wenn sie Kindern aus Hitlers „Mein Kampf“ vorliest, liegen Schenkelklopfer und Fremdscham bedrohlich nah beieinander. Ganz groß ist auch der Besuch beim Psychiater (Mark Heap, „Green Wing“), der Hart und Serienmutter Patricia Hodge als neurotisches Kammerspiel einiges abverlangt.
Der anarchischen Frische gegenüber stehen („what I call“) dezent ausgereizte Catchphrases und eine gewisse Vorhersehbarkeit. Britischer Humor besticht durch das Potenzial, den Zuschauer auf falsche Fährten zu locken und mit grotesken Pointen zu überraschen. Gerade diese Qualität lässt „Miranda“ bisweilen vermissen. Stattdessen kehrt ihr Schwarm Gary (Tom Ellis, „Rush“) aus Asien zurück. Dass sich beide offener zueinander hingezogen fühlen und gar den (selbstredend zum Scheitern verurteilten) Versuch unternehmen, miteinander durch die Federn zu turnen, ist da noch die gelungenste Facette.
Der Rest aber folgt üblichen RomCom-Formeln und vertagt das Happy End auf ein andermal (Series 4 wird derzeit ausgestrahlt). Liebgewonnen hat man zwar auch die Nebenfiguren im „Miranda-versum“ – vorrangig natürlich Stevie (Sarah Hadland, „The Job Lot“), Mirandas Kollegin im Scherzartikelladen. Die gern durchs Interieur stolpernde Miranda Hart wirft jedoch nicht allein aufgrund ihrer Körpergröße Schatten, aus denen der übrige Cast nur schwer heraustreten kann. So bleibt kein unbedingtes Britcom-Highlight, für Freunde des gepflegten Inselhumors aber definitiv sichere Beute.
Wertung: (7 / 10)