Mir zur Feier – Mir zur Feier (2019, Noizgate Records)

Eine Platte wie ein vertonter Gedichtband. Metallisch wohlgemerkt. Dabei beruft sich der bereits namentlich lyrisch veranlagte Vierer MIR ZUR FEIER auf das prosaische Oeuvre Rainer Maria Rilkes. Was anmutet wie harte Klänge für den Deutsch-Leistungskurs, entpuppt sich als spannende Melodic-Death-Variation, die, getragen von der wandlungsreichen Stimme Mara Bachs, für nachhaltige Eindrücke sorgt.

Frontfrau Bach unterstreicht den düsteren Charakter von Musik und Texten mit gesungenen, geschrienen und gesprochenen Passagen. Der Kontrast zwischen markerschütternden Shouts und Growls sowie der eher melodisch fragilen Note tragen maßgeblich zum Stimmungsbild des selbstbetitelten Debütalbums der Band aus Bielefeld und Marburg bei. Das unscheinbare, etwas schmucklose Artwork sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier mit Wonne und Einfallsreichtum eine eigene Nische in Beschlag genommen wird.

Als leicht zugänglich sind MIR ZUR FEIER indes kaum zu klassifizieren. Im Gegenteil. Das Quartett möchte fordern, die nähere Beschäftigung mit Form und Inhalt geradewegs forcieren. Die Belohnung sind zehn wuchtig geschmetterte Stücke, die mal betont abgründig (siehe etwa „Totentanz“ oder „Städte“) und mal ausnehmend melodisch überschattet (offenkundigstes Beispiel: „Sappho“) ausgebreitet werden. Der Anspruch bleibt durchweg spürbar – und mündet in ein Musikwerk, das die investierte Zeit definitiv wert erscheint.       

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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