Micropolis (F/CAN 2006)

micropolis-2006Es ist ein Krieg der Völker, geführt mit unerbittlicher Härte, zum Zweck des Überlebens der eigenen Kultur. Räuberische fleischfressende Ameisen, die Magnan, erstürmen die Festung eines Termitenstaates, der die dringend erforderliche Nahrungsversorgung des nomadischen Insektenstammes verheißt. Mit „Micropolis“ taucht der französische Regie-Debütant Philippe Calderon in die winzigen Zivilisationen der westafrikanischen Savanne ein, in Burkina Faso, wo seine beeindruckende Saga gefilmt wurde.

Was sich gibt wie eine hergebrachte Dokumentation ist eigentlich ein Spielfilm, mit Millionen kleiner Darsteller. Denn die mit reichlich Sinn für Dramatik und Spannung erzählte Geschichte ist frei erfunden, die Ereignisse von außen, respektive den Filmemachern, oktroyiert. Über fast drei Monate arbeitete das Team unermüdlich, trug die sich später bekriegenden Tiere zusammen und gab ihnen in eigens errichteten Miniatursets Wege vor. Eine teilnahmslose Beobachtung des regen Treibens in der Natur nach altgedientem Vorbild ist das nicht, mehr schon ein inszenierter Blick auf straff organisierte Kolonien, deren hierarchisches Treiben dem menschlichen Auge für gewöhnlich vorenthalten bleibt.

Von Hunger getrieben bewegt sich der schwarze Strom der Magnan auf die fruchtbare Ebene zu, in der sich der mehrere Meter aus dem Boden aufragende Bau der sesshaften Termiten befindet. So entspinnt sich eine klassische Mär vom Kampf Gut gegen Böse, den friedfertigen Kolonisten, die durch eine Kette unglücklicher Fügungen die gewohnte Sicherheit der eigens errichteten Megalopolis einbüßen, und den marodierenden Raubrittern, die auf ihrem Feldzug alles Lebendige erbarmungslos attackieren und nicht einmal vor einer ausgewachsenen Schlange zurückweichen. Aus dem Off wird der packende Kampf von wissenswerten Informationen unterfüttert, für die in der deutschen Synchronisation der bewährte Christian Brückner verpflichtet werden konnte.

Die größte Herausforderung bestand darin, die Lebensbedingungen der Insekten im laborartigen Setbereich so exakt wie möglich abzubilden. Nur so konnte der aus klassisch dokumentarischer Perspektive zweifellos streitbare Ansatz auch einen Nutzen der Wissensvermittlung erbringen. Eben dies aber gelingt Calderon dank prachtvoller Aufnahmen, die dem alltäglichen Lebenszyklus der Tiere so nah kommt wie nie zuvor, mit Bravour. Hinter „gewöhnlichen“ Naturfilmen braucht sich „Micropolis“ darum keinesfalls zu verstecken – selbst wenn er es auf einen Vergleich überhaupt nicht anlegt.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

scroll to top