Was für Thailands Filmindustrie gut ist, kann der Indonesiens wohl kaum schaden. Gemeint sind Kinoproduktionen, die durch die Vermittlung traditioneller Kampfkünste und kultureller Wurzeln in Staunen versetzen sollen. Neben dem heimischen lässt sich davon auch das westliche Publikum begeistern. Als indonesische Antwort auf Tony Jaa wird nun Iko Uwais ins Rennen geschickt und darf im Action-Drama „Merantau“ mit stattlichem Härtegrad die Unterwelt Jakartas aufmischen. Nun ist der von Gareth Evans („Footsteps“) geschriebene und inszenierte Film nicht so spektakulär wie die Auftritte Jaas. Aber mit ihm ist Schauspieldebütant Uwais auch nicht zu vergleichen.
In eine ähnliche Kerbe schlagen höchstens die Kampfszenen, die von einer verwandten unmittelbaren Körperlichkeit geprägt sind und weitgehend ohne unterstützende Effekte oder Drahtseilakrobatik auskommen. Denn auf solche Hilfestellungen ist weder der Hauptdarsteller, noch der von ihm verkörperte Jüngling Yuda angewiesen. Der wächst in einem kleinen Dorf auf Sumatra auf und wird von Kindesbeinen an im Silat geschult, einer Art malaiischem Kung Fu. Um die Mannwerdung abzuschließen, muss auch Yuda den Merantau absolvieren, den Weg zur Reife. Diese Prüfung von Körper und Seele führt ihn in die Großstadt, wo er vor allem die Unterscheidung zwischen Recht und Unrecht lernen soll.
Probleme hat er damit nicht, schließlich beschützt er schon kurz nach seiner Ankunft die junge Tänzerin Astri (Sisca Jessica) vor dem herrischen Clubbesitzer Johni (Alex Abbad). Der versorgt zwei Mädchenhändler, die Brüder Ratger (Mads Koudal) und Luc (Laurent Buson), mit menschlicher Ware. Nach verhaltenem Auftakt nimmt der Film beständig Fahrt auf. Yuda befreit Astri, die sich mit ihrem jüngeren Bruder Adit (Yusuf Aulia) allein durchs Leben schlägt, mit der Kraft des Silat aus den Klauen der Verbrecher. Fortan wird er jedoch gnadenlos von deren Schergen gejagt.
Die Geschichte mag simpel und die Darsteller nicht immer seriös erscheinen, doch schöpft Regisseur Evans aus der altbackenen Vorgabe ein ruppiges Werk, das über die sehenswerten Kampfszenen nicht vergisst die Figuren ausreichend zu beschreiben. Die Fronten klären sich in einem heftigen, knochenbruchintensivem Showdown, dem das zehrende Duell mit beiden (natürlich ebenfalls kämpferisch bewanderten) Brüdern als Höhepunkt dient. Der tragische Ausklang hingegen wirkt etwas überfrachtet, wenn der bezwingbare Held auch einen wohligen Kontrast zum üblichen Genreeinerlei bietet. Indonesien empfiehlt sich damit als weitere vielversprechende Alternative zum schwächelnden Hongkong-Actionkino.
Wertung: (7 / 10)