Meine teuflischen Nachbarn (USA 1989)

„Smells like they’re cooking a goddamn cat over there.“ – Besorgter Vorstädter: Rumsfield

Willkommen in der skurrilen US-Vorstadt-Hölle. Hier trifft Hurra-Patriotismus auf Hundekot im Vorgarten. In diesem spießigen Quasi-Idyll hegt jeder Vorbehalte gegen den anderen. In einem jedoch sind die Anwohner vereint: dem Argwohn gegenüber den neuen Nachbarn. Aus dieser Prämisse zimmerten Autor Dana Olsen („Jagd auf einen Unsichtbaren“) und Regisseur Joe Dante („Gremlins“) in den ausgehenden 1980ern eine überspitzte Komödie mit satirischen Seitenhieben und Anleihen beim Horrorfilm. Auf das Spiel mit dessen Klischees verstand sich Dante schon immer glänzend. Kein Wunder also, dass „Meine teuflischen Nachbarn“ auch heute noch weitgehend staubfreies Vergnügen bereitet.   

Die Figuren werden in einem temporeich inszenierten Anfangsdrittel, das in der räumlichen Begrenztheit des Handlungsortes augenscheinlich die Nähe zum Theater sucht, in all ihrer exzentrischen Schrulligkeit eingeführt. Da ist Vietnam-Veteran Mark Rumsfield (Bruce Dern, „Familiengrab“), der mit Gattin Bonnie (Wendy Schaal, „Small Soldiers“) allmorgendlich vor dem Haus die Flagge hisst. Oder der dezent aufdringliche Art Weingartner (Rick Ducommun, „…und täglich grüßt das Murmeltier“), der eine Woche als Strohwitwer mit launigem Nonsens zu füllen gedenkt. Ähnlich geht es auch dem im Mittelpunkt stehenden Normalo Ray Petersen (Tom Hanks, „Scott & Huutsch“), der, anders als Ehefrau Carol („Star Wars“-Ikone Carrie Fisher), in seinem Urlaub rein gar nichts unternehmen will.

„Now they know that we know that they know that we know.“ – Um das Wissen anderer wissend: Art

Doch es kommt anders. Denn Ray lernt die häusliche Umgebung auf eine erschreckend neue Weise kennen. Auslöser ist die zugezogene Familie Klopek, u. a. vertreten durch Theodore Gottlieb („That’s Adequate“) und Henry Gibson („Blues Brothers“), deren teils ungepflegte Erscheinung die schäbige Anmutung von Haus und Grundstück perfekt reflektiert: Ein urbaner Schandfleck inmitten des grünen Kleinbürger-Paradieses, mit knochigem Baum vor der Veranda und einem Bienenstock hinter der maroden Fassade. Das letzte Heim der Sippschaft soll in einem flammenden Inferno niedergebrannt sein. „Nachbarn aus der Hölle“, scherzt Ray, als die Nacht vom Feuerschein eines Hochofens im Keller der Klopeks erhellt wird und Nachbar Walter (Gale Gordon, „The Lucy Show“) spurlos verschwindet. Die Suche nach der Wahrheit wird für den vernunftorientierten Familienvater zur zunehmend zwanghaften Hauptbeschäftigung. 

Eine Spur Hitchcock, eine Prise „Hexensabbat“ (1977) und eine gute Dosis Ensemble-Comedy – als anarchischer Teenager mischt auch Corey Feldman („The Lost Boys“) mit – prägen den schwarzhumorigen, von Jerry Goldsmith („Poltergeist“) musikalisch untermalten Mini-Klassiker. Dantes reichhaltiger Zitatfundus erweist sich auch diesmal als inszenatorische Würze, etwa wenn der Score von „Spiel mir das Lied vom Tod“ (1968) erklingt, wenn sich Ray und Art erstmals Richtung Klopek-Domizil begeben. Das bisweilen sichtbar improvisierte Spiel und die absurde Eskalationsspirale, angefacht durch eine aufdringliche Kollektiv-Visite bei den verdächtigen Nachbarn („Sardine?“) sowie den finalen Einbruch zwecks Beweissuche, halten die Kurzweil beständig hoch. Locker aufgewogen wird damit, dass die verschiedenen Genre-Versatzstücke nicht durchweg reibungsfrei ineinander greifen und die Klimax seltsam unspektakulär erscheint. Kurzum: Nicht perfekt, aber immer noch sehenswert.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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