Wo Männer noch Männer sein dürfen, ist Chuck Norris („Missing in Action“) der König. Die Verkörperung des knurrigen Gesetzeshüters J.J. McQuade in Steve Carvers („Sechs Männer aus Stahl“) Neuzeit-Western „McQuade – Der Wolf“ ist eine Paraderolle des heute 66-jährigen Action-Opas. Mit knallenger Jeans, Cowboyhut und wallender Brustbehaarung zieht er in einen verbissenen Kleinkrieg mit „Kung Fu“-Star David Carradine, der als Drogenbaron Rawley Wilkes keine Gelegenheit auslässt, dem „Texas Ranger“ in die Suppe zu spucken. Bis zur finalen Konfrontation ist es ein langer Weg, der mit markigem Faustrecht und familiären Verstrickungen gepflastert sein will. Norris darf nicht nur Gangstervisagen verbiegen, sondern auch menscheln. Ersteres funktioniert in gewohnter Manier, letzteres fügt sich nur bedingt ins Charakterprofil des einsamen Wolfs.
„McQuade – Der Wolf“ hat bei den Fans keinen leichten Stand. Die Action – in Deutschland über Jahre hinweg radikal aus dem Film herausgekürzt – ist unspektakulär und weitgehend harmlos, die Geschichte konstruiert und nur bedingt aufregend erzählt. Den Reiz des Streifens erzeugt die hübsch altmodische Atmosphäre, das Flair des klassischen Westerns. Die staubige Wüstenkulisse und die aufgewärmte Mär vom harten Kerl mit dem weichen Kern erzeugen eine gefällige Stimmung, wären ohne die glänzende Musik von Francesco De Masi („New York Ripper“) aber nur Klischees ohne Zusammenhalt. McQuade ist ein Mann der Tat, ein dreckiger Einzelkämpfer auf Seiten des Gesetzes. Konventionen sind ihm so fremd wie der Uniformzwang, mit seinem Hund bewohnt er eine heruntergekommene Hütte in der Einöde.
Trotzdem fliegen ihm die Herzen zu, sei es das der Ex-Frau, der Tochter (Dana Kimmel, „Und wieder ist Freitag der 13.“) oder der Geliebten (Barbara Carrera, „Die Insel des Dr. Moreau“), die obendrein Wilkes Geschäftspartnerin ist. Der will sich denn auch permanent mit McQuade balgen, doch bleibt diese Konfrontation für den kernigen Showdown reserviert. In der Zwischenzeit müssen allerlei Schergen ihre Gesichter für die Wehrertüchtigung herhalten, die den rechtschaffenden Ordnungshüter schlussendlich mit seinem ungeliebten neuen Partner Kayo (Robert Beltran, „Nixon“) zusammenschweißt. Die routinierte Action äußert sich in handverteilter Keile, Schusswechseln und Explosionen. Nichts für die Ewigkeit, doch kann sich allein der finale Zwist zwischen Norris und Carradine sehen lassen.
Handwerklich gibt es kaum etwas auszusetzen. Die Kamera portraitiert den bärtigen Beschützer der Witwen und Waisen in heroischer Pose und verlässt sich bei eingestreuten Trainingseinheiten vollends auf Zeitlupenstudien. Das Testosteron kocht entsprechend hoch, bereits zum Auftakt lässt sich eine Bande mexikanischer Viehdiebe fast ohne Gegenwehr einkerkern. Während Chuck Norris vor lauter Männlichkeit nicht weiß wohin, sorgen kurzerhand an den (Brust)Haaren herbeigezogene Verwicklungen für zornesverengte Augenpartien. Wenn der Freund von McQuades Tochter ausgeknipst wird ist er nicht mehr von Belang. Aber der Kratzer am Kind bringt den Mann des Gesetzes endgültig auf die Palme. Wehe dem, der am Ende zwischen die Pranken dieser Ein-Mann-Armee gerät!
Wertung: (5 / 10)