Mastic Scum / Head Cleaner – Defy / Real Life Disconnection (2017, Screaming Victims Records)

Im Segment des Extrem-Metals führt kaum ein Weg an MASTIC SCUM vorbei. Selbst wer nichts mit dieser brachialen musikalischen Ertüchtigung an der Mütze hat, ist früher oder später zumindest einmal über den Namen der Österreicher gestolpert. Deren ein Vierteljahrhundert umspannender Erfahrungsschatz bleibt auch auf „Defy/Real Life Disconnection“ jederzeit spürbar, einer Split-7“ mit den weniger beschriebenen Blättern von HEAD CLEANER. Stilistisch schlagen die auch schon seit mehr als 10 Jahren aktiven Griechen in eine ähnliche Kerbe. Für sattes Ohrenklingeln ist damit zweifelsfrei gesorgt.

Die ersten drei Tracks, vereint unter der Überschrift „Defy“, gehen aufs Konto von MASTIC SCUM. Die tosende Marschrichtung wird dabei vom eröffnenden „Virtual Irreality“ glasklar vorgegeben. Die Riffs werden in schwindelerregender Geschwindigkeit geschmettert und das Schlagzeug kann einem ob des unbarmherzigen Traktats wahrlich leidtun. Dazu wird unerbittlich gebrüllt. Was auch sonst? Dem reinen Infernal, wie es der Titel des zweiten, in Sachen Tempo fast gedrosselten Beitrags „Twice the Pain“ vermuten ließe, geben sich die Veteranen allerdings nicht hin. Entlastung sucht man zwar vergebens, Struktur jedoch nicht. Auch mit „Negation“ entfesseln die Wiener ein derbes Brett an der Schnittstelle von Death-Metal und Grindcore. Schön ist das mitnichten und zwingend gefallen muss es auch nicht. Doch es beeindruckt, durch verblüffenden Abwechslungsreichtum und instrumentale Finesse.

Das Niveau wird von HEAD CLEANER und deren „Real Life Disconnection“ betitelter Hälfte vollauf gehalten. Der Sound gibt sich räudiger, wobei die auf stimmlicher Ebene wütend gegrunzten Nummern insgesamt dem klassischen Grindcore näher stehen. Mehr noch offenbart der starke Einstand „Fake Show Protagonist“ einen gesunden Hang zum melodischen, dezent Prog-gefärbten Innehalten. Das folgende „Paradise of Sorrow“ metzgert sich hingegen mit punkigem Einschlag durch die Tiefebene des Grind und sorgt mit Stakkato-Drumming und gesteigerter Schnörkellosigkeit für Durchzug in den Gehörgängen. Auch das finale „Digital Crucification“ kann sich hören lassen, fällt im direkten Vergleich mit den beiden Vorläufern aber ein wenig ab.

Wer bei dieser derb großartigen Split-EP am Ende die Nase vorn hat, ist verdammt schwer zu sagen. Denn bei dieser Gegenüberstellung zweier ganz starker Verfechter des klanglichen Extrems wird individuelle Klasse ganz groß geschrieben. In diesem Sinne: Ein Unentschieden auf Augenhöhe.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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