Marathonmann – Holzschwert (2013, Century Media)

marathonmann-holzschwertEtwa ein Jahr nach „Die Stadt gehört den besten“ ist es also soweit. Das Debütalbum. Selten war in den letzten Jahren die Vorfreude auf eine Platte aus deutschen Landen größer als hier. Zu sehr brannten sich die ersten drei Songs der EP ins Mark. Wobei ein Beitrag im Grunde nicht mehr als ein Intro war. Wer so vorlegt, muss sich daran messen lassen. MARATHONMANN gelingt das fast schon spielend.

Im Zentrum stehen ganz klar die rauen, manchmal krächzend vorgetragenen Textzeilen von Sänger und Bassist Michael Lettner. Verkopftes Kino gehört weiterhin nicht zu ihnen, stattdessen klare Ansagen zum Mitbrüllen. Jedermanns Sache wird der Gesang jedoch nicht sein, manchmal klingt das vielleicht etwas zu gesprochen. Doch spätestens beim großartigen „Wir sind immer noch hier“ dürften auch diverse Zweifler die Faust in der Tasche ballen und lauthals mitsingen wollen. Was für ein Ding!

Zwar hat man schon bei „Räume“ das Gefühl, man hätte einen ähnlichen Song bereits auf dem Album mitbekommen. Was aber die Münchener dann zum Schluss wieder auftischen, reißt manches heraus. Auch diese Überraschungsmomente machen „Holzschwert“ aus. Melodisch, hymnisch bei „Wir sind immer noch hier“ oder „Wenn Du dem Teufel deine Hand gibst“, an anderer Stelle verzweifelnd, wütend bei „Räume“ oder dem spät ausbrechenden „Grabräuber“. Auch atmosphärische Kost ist auf dem Album zu finden („Schiffe versenken“). Neu eingespielt funktioniert natürlich auch der Titeltrack der EP.

Aber die großen Lorbeeren räumen diesmal andere ab. Vor allem das bereits erwähnte „Wir sind immer noch hier“, aber auch „In den Trümmern deine Sätze“. Im Grunde ein typischer Song für die Band (sofern man das nach einem Dutzend überhaupt sagen) kann, aber plötzlich nimmt er durch den klarer gesungenen Refrain eine ganze andere Richtung. Inmitten der gewiss nicht kleinen heimischen Post-Punk/-Hardcore Szene hat sich das Quartett mit diesem Album schön in die Mitte gesetzt. Ob gewollt oder nicht, an solch einem Album darf oder muss man sich messen lassen. Was für alte MUFF POTTER gilt, kann dann genauso auf MARATHONMANN zutreffen. Großartig, mehr geht (fast) nicht.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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