„In these days, meat is meat.“ – Bei der Futterlese nur bedingt wählerisch: Brenner
Nick Baron (Ben Gazzara, „Die Brücke von Remagen“), Gattin Gloria (Sheree North, „Telefon“) sowie das befreundete Paar Shep (Kip Niven, „Erdbeben“) und Polly (Laurette Spang, „Kampfstern Galactica“) bereisen mit einem Wohnmobil die unberührten Weiten Amerikas. Ein gerissener Keilriemen im Nirgendwo bringt den klammen Tigerdompteur Karl Brenner („Robin Hood, König der Vagabunden“-Schurke Richard Baseheart) auf den Plan, der die Gestrandeten bei sich aufnimmt und den Caravan eigenhändig abschleppt.
Die Generösität des Retters allerdings hat einen entscheidenden Haken: Brenner betrachtet die Verirrten als willkommene Mahlzeit für seine beiden geliebten Tiger, die er in den finanziell schwierigen Zeiten nicht adäquat zu füttern vermag. Nachdem er die Vier in ein vermeintliches Naturparadies gelockt hat, kappt er in der Nacht die Benzinleitung des Campers. Als Sheb mit seinem Motorrad Hilfe holen will, drängt ihn Brenner mit seinem Truck ab. Verletzt wird er zurückgeschickt, mit einem Appell an die Überlebensinstinkte. Denn in der Dämmerung entlässt Brenner seine Tiger.
„One should always be prepared for the unexpected. It’s one of natures‘ first rules of survival.“ – Mitunter tiefsinnig: Brenner
Für ihn ist das Gesetz des Dschungels etwas Reines. Im Gegensatz zum Menschen töten (seine) Tiere nicht aus Spaß oder Gier, sondern einzig um des Überlebens willen. Zu Beginn wollen sich Nick und Begleiter der Ursprünglichkeit der Wildnis stellen, werden aber gleich von den Tücken der Technik ausgebremst. Solche Anzeichen menschlicher Verweichlichung nimmt Brenner zum Anlass, die Überlebensfähigkeit der Städter infrage zu stellen. Seine makabre Versuchsreihe zeigt was geschieht, wenn Menschen aus ihrer vermeintlich sicheren urbanen Struktur herausgerissen werden. Zumindest anfangs.
Das Duell Instinkt gegen Intelligenz wird etwa zur Halbzeit eröffnet. Die Richtung von „Maneater“ ist dabei offensichtlich, so dass die Spannung tatsächlich nur aus der Konfrontation von Mensch und Raubtier resultiert. Die Figuren aber sind ungewohnt glaubhaft und ihre Handlungsweisen und Entscheidungen bleiben durchweg nachvollziehbar. Die Großkatzen sind effektiv in Szene gesetzt, wobei auf billige Schockeffekte konsequent verzichtet wird. Der rare, außerhalb Amerikas nie veröffentlichte TV-Film bleibt unspektakulär und insgesamt wenig aufregend. Dennoch ist die überzeugend gespielte Menschenjagd ein erfreulich hochwertiger Mix aus Tier-Horror und Backwood-Survival-Thriller.
Wertung: (6 / 10)