MALKOVICH als Partytiger – kann das funktionieren? Auf ihrem zweiten Album „Kings N‘ Bosses“ wenden sich die Niederländer vom chaotischen Post-Hardcore ab. Nicht völlig, aber doch beständig. Die Stimme ist noch immer ein Schwall kinetischer Energie, laut, weitgehend unmelodisch und kratzig. Ganz im Gegensatz zur Instrumentierung. Die blüht plötzlich auf, gibt sich verspielt und neigt zu allerlei Experimenten – inklusive kurz eingeschobenem Rave.
Auf einmal sind da Vorstöße an der Schnittstelle von Rock n‘ Roll und Punk. Prächtige Melodien sprießen aus rauem, früher unbändigem Fundament. Wo sich das Debüt „A Criminal Record“ gegen jede Konvention sträubte, integriert „Kings N‘ Bosses“ klassische Spielarten in das zügellose, von Stilbrüchen geprägte Vorpreschen. Das rückt die Band – die jedem Song nach wie vor die Nummer kreativer Geburt als Titel zuspricht – von ohnehin nur rudimentär haltbaren Vergleichen mit REFUSED ab. Ähnlichkeiten, zumindest im Hinblick auf die unverhohlene Kreuzung scheinbar schwer ineinander greifender Genres, ergeben sich so eher in Richtung ihrer Go-Kart Records-Kollegen von I FARM.
Die deutliche Entwicklung erfasst auch die Texte. Die entfernen sich schrittweise vom gesellschaftspolitischen Scheibenschießen und nähern sich vermehrt einem mit emporgereckter Faust herausgeschrieenen Lebensgefühl. Ihre Tiefe verliert die Platte damit nicht. MALKOVICH haben sich verändert, auf eine Weise, die so nicht zu erwarten war. Aber die Wandlung begeistert, weil über der Party- die Aufbruchstimmung schwebt. Die Wurzel ist die gleiche. Nur die aus ihr gedeihende Knospe ist endgültig aufgegangen.
Wertung: (8 / 10)