Main Line 10 – Painful (2022, Dr. Skap Records)

Mallorca ist nicht nur Sonne, Strand und vollgesoffene Ballermann-Touristen. Die Baleareninsel ist auch die Heimat einer der spannendsten Hardcore-Punk-Combos Europas: MAIN LINE 10. Bislang haben die vier Mannen ein kreatives Dasein unterhalb des Radars einer breiteren (Szene-)Öffentlichkeit gefristet. Spätestens mit der „Painful“-EP dürfte (und sollte) sich das ändern – auch bedingt durch die zunehmende Live-Präsenz auf dem europäischen Festland.

In der Vergangenheit war der Sound der Mallorquiner von Anlehnungen an Bands wie A WILHELM SCREAM geprägt; will heißen Punk trifft Hardcore trifft Metal. Doch der Fünfer hat sein Profil geschärft und setzt, anders als die erwähnten Vorreiter oder die vergleichbaren SUCH GOLD, nur punktiert auf sperrigere Strukturen. Das lässt die zunehmend rockige, seit dem 2020er-Album „Legacy“ Richtung RISE AGAINST schielende Punk-Basis deutlich hervorscheinen, ohne den Blick für die übergeordnete Vielseitigkeit zu trüben.

Der Painful-Opener „I Don’t Care“ ist nicht nur einer abwechslungsreichsten, sondern auch bislang besten Tracks im Schaffen von MAIN LINE 10. In Sachen Tempo, Melodik und Härte werden immer wieder Haken geschlagen; obendrauf setzt es punktiert leidenschaftliches Gebrüll und einen Refrain, der zumindest im Ansatz an den FOO FIGHTERS-Hit „The Pretender“ erinnert. Aber lassen wir das mit den Namedropping-Querverweisen.

In der Folge geht es vermehrt melodisch – und weniger Hardcore-lastig – zu. Auf metallisch angehauchte Gitarren muss dabei, wie insbesondere „The Silent“ offenbart, nicht verzichtet werden. Die melodischen, unterschwellig pop-punkigen „Bright Falls“, „Ohana“ und „Heartbeat“ stehen für die gediegenere Seite der EP, ohne dabei je den Druck vom sprichwörtlichen Kessel zu nehmen. Der Attraktivität für ein breiteres Publikum sollte das fraglos Auftrieb bescheren. Nur für die vollgesoffene Ballermann-Klientel ist hier immer noch denkbar (und dankbar) wenig zu holen.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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