Magic Crystal (HK 1986)

magic-crystal„Verdammter Ausländer, hast du meinem Bruder die Falle gestellt?“

Wenn Hongkongs Schlock-Meister Wong Jing – der seit Anbeginn der 80er mehr als 60 Filme inszenierte – zur Tat schreitet, steht zumeist kalauernde Endlos-Action auf der Tagesordnung. Zu seinen bekanntesten Werken zählen neben der „God of Gamblers“-Trilogie die Jet Li-Vehikel „Total Risk“, „Claws of Steel“ und „The Kung Fu Cult Master“ sowie das düstere Krimi-Drama „Colour of the Truth“. Beinahe in Vergessenheit geraten ist Jings 1986 produzierter Streifen „Magic Crystal“, der in Hongkong-typischer Manier das Prinzip der Spielberg´schen Welterfolge „E.T.“ und „Indiana Jones“ mit Kloppe satt anreichert. Selbstredend unter strikter Miteinbeziehung einiger üblicher Verdächtiger aus dem Dunstkreis der einstigen asiatischen Filmmetropole.

Andy (Andy Lau, „Moon Warriors“) ist der beste Privatermittler Hongkongs. Zusammen mit seinem minderbemittelten Kumpel Pancho (auch als Darsteller eine Wucht: Wong Jing, „Mad Mission 2“) folgt er dem Ruf seines alten Freundes Shen (Phillip Ko, „Shanghai Police“) nach Griechenland. Dieser hat bei Ausgrabungen einen sensationellen Fund gemacht – ein außerirdisches Artefakt. Bevor Shen dem Freund jedoch von seiner Entdeckung berichten kann, wird er vom russischen Fiesling Karov (Richard Norton, „China O´Brian“) entführt.

Unbemerkt führt Andys Neffe Pin-Pin (Bin Bin, „Run Tiger Run“) das Fundstück – ein sprechender grüner Stein mit wundersamen Kräften – nach China ein und freundet sich mit ihm an. Doch hat der skrupellose KGB-Scherge Karov längst die Fährte des Fundstücks aufgenommen. Als der Kampf um den magischen Kristall beginnt, erhalten Andy und seine Freunde schlagkräftige Unterstützung von der Interpol-Agentin Cindy Morgan (Cynthia Rothrock, „Martial Law“). Unter den Ruinen der griechischen Akropolis kommt es schließlich zum entscheidenden Kampf auf Leben und Tod.

„Magic Crystal“ ist ein Film, wie sie in der goldenen Ära der einstigen Kronkolonie zu Dutzenden entstanden. Die Story ist so dünn wie dämlich und dient einzig als Nährboden für platte Witze und permanente Kloppe. Die allerdings hat es in sich und ist so rasant wie irrwitzig choreographiert. Maßstäbe werden zwischen Handkanten und waghalsigen Sprüngen erwartungsgemäß keine gesetzt, doch bereitet es immer wieder Freude, die Genre-Veteranen Cynthia Rothrock und Richard Norton beim munteren Schlagabtausch in preisgünstigen Interieurs und Kulissen zu bespitzeln.

Superstar Andy Lau – seit Beginn der 90er auch einer der erfolgreichsten kantonesischen Pop-Sänger – blödelt sich im Stile Jackie Chans und Sam Huis durch naiven wie gnadenlos trashigen Unfug und darf Chans Verehrung für Buster Keaton entsprechend mit Schirm und Charme seinerseits Charlie Chaplin nacheifern. Nebenbei hat Lau immer einen lockeren Spruch auf den Lippen und wenn’s brenzlig wird auch schon mal eine Abseilausrüstung in der Sporttasche. Erweitert wird die Riege namhafter Akteure u.a. durch Max Mok Siu Chung („Last Hero – Once upon a Time in China 2“).

Im Stile der „Power Man”-Reihe ist Wong Jings „Magic Crystal“ eine gänzlich sinnfreie Mischung aus albernem Klamauk und temporeich inszenierten Martial-Arts-Balgereien. Die Effekte rund um den quasselnden Klump aus dem Weltall sind nicht nur aus heutiger Sicht gnadenlos billig, in ihrem ernsthaften Selbstverständnis allerdings ebenso brüllend komisch wie die deutsche Synchronisation. Die hält neben martialischen Sprüchen („Wenn du artig bist, kriegst du eine große Portion Eiscreme. Wenn nicht schicken wir dich nach Sibirien.“) auch feinstes Dialoggeflecht („Ich heiße Au Tah.“ „Au Tah? Dein Vater muss ja so blau wie dein Hemd gewesen sein, als er dich so genannt hat.“) bereit.

Für Fans von munterem Asia-Trash ist „Magic Crystal“ ein schieres Freudenfest und verdientermaßen in einem Atemzug zu nennen mit „Die Legende der goldenen Perle“ und „Prince of the Sun”. Bei derart haarsträubendem Fantasy-Abenteuer-Karate-Nonsens sind blaue Flecke auf den Oberschenkeln praktisch vorprogrammiert. Eben durch und durch ein echter Wong Jing!

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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