Gerade im Actiongenre gibt es Fortsetzungen, die mit dem ursprünglichen Werk nicht mehr so viel zu tun haben. Das kann gut ausgehen, wie beispielsweise im Fall von „Terminator 2“, oder auch mal schlecht, wie im Fall von „Highlander 2“. Bei „Mad Max 2“ ist es einmal mehr extrem gut ausgegangen.
Nach einem großen Krieg um Öl sind die letzten gesellschaftlichen Strukturen völlig aufgelöst. Die Menschen, die überlebt haben, ziehen in Gruppen oder allein durch das Land, auf der Suche nach Benzin, um ihre Fahrzeuge zu betreiben. Auch Max (Mel Gibson, „Lethal Weapon“) ist einer von ihnen. Dabei findet er inmitten der Wüste eine Raffinerie, in der eine Gruppe Menschen Benzin herstellt, um sich zur Nordküste durchzuschlagen. Doch Lord Humungus (Kjell Nilsson, „The Pirate Movie“) und seine Gang (u. a. Vernon Wells, „Phantom Kommando) will die Gruppe aufhalten und das Benzin für sich behalten. Max soll den Flüchtlingen helfen, die Raffinerie zu verlassen.
Regisseur George Miller („Lorenzos Öl“) schließt Filmtechnisch da an, wo er in „Mad Max“ aufgehört hat – beim Extremen. Sein Film lebt von schnellen Verfolgungsjagden, obskuren Designs und einem Schuss mehr Gewalt als zwingend nötig gewesen wäre. Dabei brilliert Mel Gibson einmal mehr als eiskalter Racheengel mit immer noch menschlichem Einschlag. Sein Text passt vielleicht in Druckbuchstaben auf eine Kreditkarte, dennoch schafft er es, seinen Charakter durchzusetzen. Mit der Zerstörung des Autos aus Teil eins, der letzten Verbindung zu „Mad Max“, bricht der Film auch Handlungsmäßig vollkommen mit seinem Vorgänger.
Miller legt, wie schon im Vorgänger, besonderes Augenmerk auf die Kinder als ikonographisches Element. Stirbt der Sohn von Max noch im ersten Teil, ohne überhaupt einen Namen zu haben und repräsentiert so weitergehend den Pessimismus, den der ganze Film in sich hat, ist das Kind in „Mad Max 2“ schon völlig verroht. Es spricht nicht, aber es tötet. Technisch ist es zu nichts begabt, doch zum Ende hin orientiert sich der Nachwuchs doch Richtung Zivilisation: Der Film wird aus dem Off von dem Kind als Erinnerung kommentiert. Insofern ist „Mad Max 2“ deutlich optimistischer als sein Vorgänger.
Das jedoch nur vor dem Hintergrund, dass es nur aufwärts gehen kann, wenn man am Boden liegt. Denn die letzten Reste der Zivilisation sind in „Mad Max 2“, anders als im Vorgänger, völlig beseitigt. Eine anarchische Gesellschaft wird gezeichnet – ohne Aussicht auf Besserung. Insofern ist „Mad Max 2“ ein noch politischerer Film als sein Vorgänger – doch nicht nur das. Auch für das Actionkino ist der vom späteren Oscar-Preisträger Dean Semler („Der mit dem Wolf tanzt“) fotografierte Film wegweisend. Er ist ein Meilenstein für die Entwicklung des Endzeit-Genres gewesen – und immer noch einer der Besten seiner Klasse.
Wertung: (10 / 10)