Mad Detective (HK 2007)

maddetective„Du darfst in einem Fall wie diesem nur die rechte Hirnhälfte nutzen.“ – Spricht aus Erfahrung: Bun

Der „Mad Detective“ macht seinem Namen alle Ehre. Polizeikollegen meiden den kauzigen Außenseiter, der, um Rückschlüsse auf die Hergänge von Verbrechen ziehen zu können, Mechanismen und Verhaltensmuster im Selbstversuch nachstellt. In einen Koffer gezwängt lässt er sich, sofern es dienlich scheint, Treppenabsätze hinunter stoßen und zieht bei den Ermittlungen stets auch die Zeichen der Natur zu Rate. Als er sich einen Teil des Ohres abschneidet, um den Vorgesetzten in den Ruhestand zu verabschieden, muss er selbst aus dem Dienst scheiden.

Johnnie To und Ko-Regisseur Wai Ka-Fai („Running on Karma“) scheinen Auftragsarbeiten wie „Breaking News“ hinter sich gelassen zu haben. Ihr Augenmerk, das verdeutlichte schon der Zweiteiler „Election“, gilt dem Autorenfilm. „Mad Detective“ setzt diesen Trend fort und fasziniert, neben der konzeptionellen Unergründlichkeit, vor allem durch die ausgeprägte Tiefe der Figuren. Die skurrilen Grundzüge werden nie vordergründig humoristisch ausgeschlachtet, der verrückte Spurensucher, der eigentlich Chan Kwai Bun heißt, zu keiner Zeit dem Spott des Zuschauers ausgeliefert.

Stattdessen haftet ihm, auch dank der großartigen Darbietung Lau Ching-Wans („Running Out of Time“), eine tiefe Traurigkeit an. Bun lebt in einer eigenen Welt, in der er multiple Persönlichkeiten als den Menschen anhaftende Geister wahrnimmt. Die Geschichte des genialen Freaks, der sich nach der Trennung der Gattin einfach ein imaginäres Ideal ihrer selbst zulegte, wird nur in Auszügen aufgedeckt. Nach Jahren bittet ihn der junge Polizist Ho Ka On (Andy On, „Three Kingdoms“) um Hilfe. Das Schicksal eines vor Monaten verschwundenen Kollegen gibt Rätsel auf. Zumal mit dessen Dienstwaffe Überfälle und Morde verübt wurden.

Schnell hat Bun den einstigen Partner des Gesuchten in Verdacht, der von gleich sieben Geistern in Menschengestalt begleitet wird. Die Klärung des Falles, der sich in einem unerwartet blutigen wie brillant gestalteten Finale auflöst, bleibt Nebensache. Das kunstvoll verschwurbelte Krimi-Drama widmet sich ganz den Manierismen und der Psyche seiner Hauptfigur und beschreibt anbei die schleichende Verschiebung moralischer Grenzen. Leicht verdaulich ist dieser konfuse Happen asiatischer Kinokunst wahrlich nicht geraten. Aber was spielt das bei solch kreativ aufgeheizter Non-Konvention schon für eine Rolle?

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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