Machine Gun Preacher (USA 2011)

machinegunpreacherMit Gott und Gewehr für eine bessere Welt. Dass solche Geschichten in Amerika Aufmerksamkeit erregen, verwundert angesichts des fast schon fundamentalistischen Vertrauens mancher Bevölkerungsteile in Schöpfer und Feuerwaffen wenig. Im Zentrum steht Sam Childers, Ex-Motorradrocker, Ex-Knacki, Ex-Junkie. Irgendwann, kurz vor dem völligen Absturz, findet er Gott – und Afrika. Er errichtet im Süd-Sudan, einem von Gewalt und Völkermord beherrschten Krisenherd, ein Waisenhaus und nimmt den Kampf gegen die Lord’s Resistance Army und ihren Führer Joseph Kony auf.

Der, seit 2011 durch eine Online-Kampagne der Invisible Children Inc. ins Licht der Weltöffentlichkeit gerückt, bleibt in der filmischen Aufarbeitung von Childers‘ Wirken aber lediglich ein Name, ein Foto im Abspann. Er ist das Böse, Anstifter zum Massenmord und zehntausendfacher Kindesentführer. Viele seiner Gräuel lassen sich belegen. Ebenso der selbstlose Einsatz Childers‘, der über die Jahre hunderte Kinder vor dem Schicksal der Zwangsrekrutierung und/oder dem sicheren Tod bewahrte. Die Verfilmung seines eigenen Buches „Another Man’s War“ besorgte „Ein Quantum Trost“-Regisseur Marc Forster.

Der Titel „Machine Gun Preacher“ klingt nicht allein aus dem Kontext losgelöst nach Exploitation. Aber genau die will Forster nicht bieten, auch wenn er Hauptdarsteller Gerard Butler („Gamer“) mit Maschinengewehr zweckfremd markig in Szene setzt. In der Hauptsache wird das zerrissene Wesen Childers‘ dargestellt, den zwar die göttliche Erleuchtung ereilt, der aber selbst in seiner Berufung als Prediger nicht um klare Worte verlegen ist – und als Freiheitskämpfer auf dem fernen Kontinent den Bruch der biblischen Gebote willentlich in Kauf nimmt.

Das größte Problem des Filmes ist, dass er dem eigenen Realitätsanspruch nie gerecht wird. Childers‘ Motive bleiben bestenfalls vage, die im Hintergrund gesponnene, schwierige Beziehung zu Frau Lynn (Michelle Monaghan, „Source Code“) mehr Füllmaterial als Beistand der eigenwillig bigotten Charakterstudie. Forsters gedehnte Auf- und mehr noch Abarbeitung an der offenkundigen Ambivalenz Childers‘ verkommt schnell zum schwer verdaulichen Mix aus religiösen Phrasen und übertriebenen Actionintermezzi, bei denen der auch als Produzent fungierende Butler meist ohne Deckung um sich ballert.

Die am Rande angedeuteten Kriegsverbrechen erschüttern, genauso die beiläufig eingeworfene Gleichgültigkeit potenzieller Geldgeber von Childers‘ eigenwillig humanitärer Mission. Aber „Machine Gun Preacher“ bleibt ein Film ohne klare Linie, naiv und moralisch fragwürdig. Die Gegenüberstellung des grenzenlosen Leids in Afrika und geradezu banaler Alltagsprobleme in der Heimat wirken so überzogen, wie die guten Nebendarsteller Michael Shannon („Take Shelter“) und Kathy Baker („Picket Fences“) vergeudet. An Ambition mangelt es nicht. Dafür aber an inszenatorischer Zurückhaltung, narrativem Faden und insbesondere Authentizität.

Wertung: 3.5 out of 10 stars (3,5 / 10)

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