Der Dunkelheit folgte das Farbenspiel. Grimmige Utopien über das Schicksal der Menschheit hatten Mitte der Siebziger weitgehend ausgedient. Das Publikum dürstete es nach seichter Unterhaltung, nach Wirklichkeitsflucht ohne geistige Verwurzelung in der Gegenwart. „Logan’s Run“, in Deutschland mit dem Titel „Flucht ins 23. Jahrhundert“ gestraft, probte den Übergang. Der als Vorlage dienende Roman von William F. Nolan und George Clayton Johnson wurde verfremdet und zugunsten visueller Schauwerte abgemildert. Damit näherte sich Regisseur Michael Anderson („Orca – Der Killerwal“) vorzeitig der mit „Star Wars“ (1977) losbrechenden Blockbuster-Welle an.
Im Jahr 2274 leben die verbliebenen Menschen unter geschlossenen Glaskuppeln in einer gewaltigen Megalopolis. Die darin lebende Spaßgesellschaft wird der Überbevölkerung auf ihre Art Herr. Am 30. Geburtstag erlischt die in der Hand implantierte Lebensuhr eines jeden Bürgers und verheißt durch den Gang ins „Karussell“ die Chance auf Wiedergeburt. So zumindest verkauft der mächtige Zentralcomputer die in religiöser Ekstase vollzogenen Hinrichtungen an das Volk. Wer sich seinem Schicksal widersetzt, der wird zum Läufer und von den Sandmännern zu Tode gehetzt. Die Freunde Logan 5 (Michael York, „Die Insel des Dr. Moreau“) und Francis 7 (Richard Jordan, „Yakuza“) zählen zur Exekutive des Systems.
Um den sich mehrenden Widerstand zu brechen, soll Logan die Zuflucht der Läufer aufspüren und zerstören. Zum Schein wird er selbst zum Gejagten und von Jessica (Jenny Agutter, „American Werewolf“) in den Untergrund geführt. Dort finden sich neben Farrah Fawcett („Drei Engel für Charlie“), damals noch mit Namenszusatz Majors versehen, einige Verstoßene in abgeriegelten Außenbezirken. Abseits derer tummeln sich auch die Ungereimtheiten, bleibt der Film doch eine Erklärung für den sozialen Ausschluss schuldig. Dafür kracht es zünftig, wenn Logan, mittlerweile von Francis gehetzt, seiner Bestimmung abschwört und tatsächlich Fersengeld gibt.
Die altbackene Science-Fiction überzeugt durch die sehenswerte Ausstattung, psychedelische Nuancen und die wonnige Besetzung. Reichlich überholt sind allerdings die seinerzeit Oscar-prämierten Tricks. Allen voran die Funken sprühenden Handfeuerwaffen und der menschelnde Roboter Box, auf den Logan und Jessica in einer Eishöhle treffen, laden eher zum Schmunzeln ein. Als großes Plus aber chargiert sich Sir Peter Ustinov („Quo vadis?“) als greiser Zausel durch die Wildnis der äußeren Welt. Deren visueller Höhepunkt ist das von Pflanzen überwucherte Regierungsviertel Washingtons, das, wie der gesamte Look des Films, über inhaltliche Ungereimtheiten hinwegtröstet.
Die geben sich auch im Finale die Klinke in die Hand, wenn Sandmann und Gefährtin zurück in die Stadt schleichen, um den Spektakeln um die fingierte Reinkarnation Einhalt zu gebieten. Den Großrechner aber dürstet es nach Antworten, wofür Logan die Synapsen angezapft werden. Weil den Computer die Wahrheit vergrätzt, reicht nicht nur er den Löffel, sondern praktischerweise gleich die ganze Stadt. „Logan’s Run“ hat über die Jahre fast mehr Moos angesetzt als das Lincoln Monument zum Filmende. Dennoch überzeugt der verdiente Klassiker auch heute noch. Ein großer Spaß, sofern man ihn auch nur als solchen betrachtet.
Wertung: (7 / 10)