Weihnachtszeit heißt Romantikzeit. Zumindest – oder vor allem – im Kino. Alljährlich überflutet Hollywood die Lichtspielhäuser der Welt mit romantischen Komödien, ideal zum umarmen, genießen, träumen. Hier fühlt sich vor allem ein weibliches Publikum angesprochen, denn es fliegt wenigstens nichts in die Luft. Auch „Liebe braucht keine Ferien“ von Genre-Kennerin Nancy Meyers setzt voll auf feminine Gefühle, ganz in der Tradition großer Herz-Schmerz-Schinken.
Nachdem die Journalistin Iris (Kate Winslet) nun bereits seit drei Jahren ihrem Schwarm und Kollegen Jasper (Rufus Sewell) hinterher läuft, trennt sich einige tausend Meilen weiter in L.A. die toughe Amanda (Cameron Diaz) von ihrem Mann Ethan (Edward Burns), da sie dieser mit seiner Sekretärin betrog. Amanda sucht Abstand und stößt beim munteren Häuser-Tausch im Internet auf das traute Heim von Iris in der Nähe von London. Kurzerhand tauschen beide Männer-gepeinigten Frauen für zwei Wochen die Häuser, nicht ohne jedoch alle guten Vorsätze – keinen Mann in der Nähe haben zu wollen – alsbald über Bord werfen zu müssen. Amanda lernt schnell Iris Bruder Graham (Jude Law) kennen, während Iris dem Filmkomponisten Miles (Jack Black) einiges abgewinnen kann.
Nach „Was Frauen wollen“ und „Was das Herz begehrt“ bietet Filmemacherin Nancy Meyers den nächsten emotionalen Höhenflug für das weibliche Geschlecht an. Unweigerlich ist „Liebe macht keine Ferien“ auf ein weibliches Publikum abgestimmt, was alles andere als ein Vorwurf sein soll. Doch krankt auch das Genre der romantischen Komödie an Ideenlosigkeit, die Abläufe wiederholen sich zunehmend. Die Reaktionen beim „anderen“ Geschlecht sind jedoch immer identisch, die einzelnen Figuren werden gestikulierend in den Himmel gehoben oder mit Hass überschüttet. In letzterem Fall ist dies hier Rufus Sewell („Dark City“, „Ritter aus Leidenschaft“), der zum weiblichen Feindbild Nummer eins verkommt.
Nancy Meyers fährt große Geschütze auf, größere sind schon fast nicht mehr möglich. Alles was in solch einen Film zu pressen ist, wird ohne Rücksicht auf Verluste in die Schlacht um die dickste Träne geworfen. Jude Law („Hautnah“, „Unterwegs nach Cold Mountain“) beispielsweise ist optisch fraglos ein Hingucker und wird hier als der perfekte Mann präsentiert. Kinderlieb, einfühlsam und zudem nah am Wasser gebaut. So mögen es die Frauen. In diesem Falle Cameron Diaz („Verrückt nach Mary“, „Gangs of New York“), die ebenfalls ein Hingucker ist, nur von der anderen Seite aus betrachtet. Die kann allerdings nicht weinen und steht eigentlich eher für männlichere Verhaltensmuster als ihr Filmpartner. Sie macht ohne großen Aufwand das, was sie am besten kann, sympathisch in die Kamera lachen. Bessere Schauspielerinnen gibt es weiterhin fraglos.
Jack Black („King Kong“, „Nacho Libre“) hat als Lover hingegen keine Chance. Das liegt nicht an seinem Äußeren, sondern vielmehr kann er seine Stärken in solch einer Rolle einfach nicht ausspielen. Das Kate Winslet („Titanic“, „Das Leben des David Gale“) bereits Millionen zu Tränen rührte, ist bekannt, und auch hier gelingt es ihr beinahe spielend, eine tausendmal gesehene Rolle mit Leben zu füllen. Schauspielerisch kann sie aus dem Ensemble definitiv am meisten hervorstechen. Weiterhin muss der erschreckend alte Eli Wallach („Zwei glorreiche Halunken“) genannt werden, dessen Auftritt jedoch auch von gehörigem Kitsch ummantelt wird, man ihn wohl aber leider nicht mehr so oft in neueren Filmen zu Gesicht bekommen wird.
Überhaupt bewegt sich die klebrige Süße, die dieser romantische Überschwang an Emotionen bietet, auf dünnem Eis. Die Figuren steuern allzu offensichtlich auf ein vorhersehbares Happy End hin, wenn sich alle glücklich in den Armen liegen. Bis dahin ist es zwar ein weiter Weg, doch selbst diesen kann man durch einen Sub-Plot in Form von Eli Wallach weiter verkitschen. Nur selten bricht „Liebe braucht keine Ferien“ aus seinem allzu engen Korsett aus, dann zum Beispiel, wenn Jack Black endlich mal Jack Black sein kann, wenn auch als Light-Version. Oder aber Dustin Hoffmann („Rain Man“) in einem kurzen wie amüsanten Cameo zu sehen ist. Wie man es auch nimmt, die Zielgruppe ist klar definiert, doch sind es letztlich die insgesamt gut aufgelegten Schauspieler, die „Liebe braucht keine Ferien“ zum bestimmt nicht schlechtesten seiner Art machen. Die Story an sich ist ohnehin immer dieselbe.
Wertung: (6 / 10)