Der Sympathiebonus von LESS THAN JAKE ist ungebrochen hoch. Als Grundlage dafür genügten drei Alben, angefangen beim überragenden 96er-Zweitwerk „Losing Streak“ über „Hello Rockview“ (1998) bis hin zum soliden Fat Wreck-Gastspiel „Borders & Boundaries“ (2000). Der Rest ist eher belanglose Kost, die sich zunehmend dem Pop-Punk öffnete und auf Konzerten der Gainesville-Tanzkapelle nie für derart ausgelassene Stimmung sorgt wie die Beiträge ihrer mit Abstand stärksten Phase. Als Zufall kann es daher kaum zu deuten sein, dass die Aufnahmen zum jüngsten Live-Album der Band auf das Jahr 2001 datieren. Damals spielten LESS THAN JAKE drei Konzerte im Londoner Club Astoria. Die Tonspur des letzten Gigs wurde für die Nachwelt festgehalten, feiert ihre Veröffentlichung jedoch erst jetzt, 15 Jahre später.
Ob sich das Warten gelohnt hat, bleibt jedem Hörer selbst überlassen, doch eröffnet die Scheibe im Stile einer Zeitkapsel trotzdem die Möglichkeit, Stimmungsbilder jener Ära (und anbei persönliche Erinnerungen) neuerlich aufleben zu lassen. Und dass es die stets gut gelaunt wirkende Truppe fraglos versteht, die Massen in Verzückung zu versetzen, beweist ein Blick zurück auf ihre Headliner-Show auf der Fat Stage beim Bizarre Festival 2001, während der sie einen Circle Pit von geschätzt 15 Metern Durchmesser entfachten. Vor diesem Hintergrund bildet „Live at Astoria“ willkommenes Fan-Futter mit Nonsens-Ansagen auf Pennäler-Niveau und einer Songauswahl, die kaum Wünsche offen lässt.
Ob nun das eröffnende, von „Also sprach Zarathustra“ eingeleitete „My Very Own Flag“, „Sugar in Your Gas Tank“, „Just Like Frank“, „Help Save the Youth of America From Exploding“, „Look What Happened“, „How’s My Driving, Doug Hastings?“, „Happyman“/„9th at Pine“, „Johnny Quest Thinks We’re Sellouts“, „Never Going Back to New Jersey“, „All My Best Friends Are Metalheads“, „Anchor“, „Suburban Myth“, „Automatic“ oder „Gainesville Rock City“, an Klassikern wird nicht gespart. Die Qualität ist zufriedenstellend, wenn das Publikum auch nur sporadisch zu hören ist. In der Summe bietet „Live From Astoria“ 21 Songs in guter Qualität. Ob es diesen Best-of-Zusammenschnitt nun unbedingt braucht, bleibt wie für Live-Platten üblich fraglich. Fakt jedoch ist: Es geht deutlich schlechter als hier.
Wertung: (6,5 / 10)