Das fernöstliche Kino durchlebt zu Beginn des neuen Jahrtausends eine Phase erhöhter Aufmerksamkeit. Angefacht durch den internationalen Erfolg von „Tiger & Dragon“ und „Hero“ rückt nun der südkoreanische Film mehr und mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Gründe für dieses Erstarken sind denkbar simpel, bedient sich das koreanische Kino doch mit meist erstaunlicher Frische den stilistischen Vorzügen des chinesischen und des japanischen Films. Den vorläufigen Gipfel erklomm Regisseur Chan-Wook Park in diesem Jahr mit seinem mehrfach prämierten Meisterwerk „Oldboy“, das selbst die Jury der Filmfestspiele in Cannes zu verzücken vermochte. Da verwundert es wenig, dass auch hierzulande die Zahl auf großer Leinwand ausgewerteter Werke des einstigen Kino-Zwerges Korea stetig steigt.
Sehr zur Freude des Publikums, bekommt dieses neben Zhang Yimous „House of Flying Daggers“ doch auch mit „Legend of the Evil Lake“ eine willkommene Abwechslung zum kinematographischen Einerlei aus Übersee serviert. In dem verkörpert der getreue General Biharang (Jun-Ho Jeong, „Marrying the Mafia“) das militärische Rückgrat des Reiches von Kaiserin Ji-Seung (Hye-Ri Kim, „Clementine“), die ihre Gefühle für den respektierten Offizier verborgen hält. Einzig Ja-Woon Bi (Hyo-Jin Kim), Biharangs Verlobte steht der schönen Herrscherin bei ihren Plänen im Wege, das Herz des Generals für sich zu gewinnen. Als Ja-Woon Bi während pflichtbewusster Abstinenz Biharangs von Schergen der Kaiserin ermordet werden soll, stürzt sich das vermeintliche Opfer in einen nahegelegenen See zu Tode. Ein 1000 Jahre zuvor an dieses Gewässer gebundener Geist des Zornes bemächtigt sich des Körpers der jungen Frau, gewillt sich für Jahrhunderte des Schmerzes zu rächen. In der Hoffnung, seine Geliebte aus den Fängen des ruhelosen Dämons befreien zu können, stellt sich General Biharang dem rachsüchtigen Geist entgegen.
Unentschlossen schwankt „Legend of the Evil Lake“ im Wind großer Vorbilder zwischen Historien-Epos und Fantasy-Tragödie. Trotz opulenter Ausstattung und überzeugender Darsteller gelingt es Regisseur Kwang-Hoon Lee („Payback“) diese inhaltliche Dualität nur unzureichend zu bündeln. So steht der betörende Bilderrausch der tragischen Liebesgeschichte in stetem Kontrast zu den behäbig inszenierten Schlachtgemälden. Letztere treibt Kwang-Hoon Lee durch ein Meer unnötiger Härten, gesäumt von abgetrennten Gliedern und aufgeschlitzten Leibern. Die Gesetzte der Physik werden dabei einmal mehr außer Kraft gesetzt, doch fehlt es der Realisierung der rasanten Swordsplay-Fantasien beizeiten an Furiosität. Der Film ist asiatisches Kino in bester Tradition von „Bride with the White Hair“ oder „Bichunmoo“, obgleich dieser Beitrag im Schatten derlei Referenzbeispiele merklich verblasst. Ähnlich „The Ginko Bed“ werden auch hier dramaturgische Wesenszüge der chinesischen Genreästhetik extrahiert und variiert. Doch wirkt „Legend of the Evil Lake“ in diesem Sinne weder eigenständig, noch aus der Vielzahl etwaiger Werke hervorstechend.
Wertung: (5 / 10)