„Na endlich krachts mal im Busch, diese ewige Langeweile hat mich allmählich verrückt gemacht.“
In Italien endete der Vietnamkrieg erst in den späten Achtzigern. Bewährter Zeuge dieser militaristischen Ära ist der US-Schauspieler Richard Hatch („Gefangene des Universums“). Nach „Bye Bye Vietnam“ (1987) behielt der „Kampfstern Galactica“-Veteran die Uniform gleich an, um auch in „Leathernecks“ reaktionärer Gewalt auf unterster Niveaustufe zu frönen. Regie führte Ignacio Dolce („The Last American Soldier“), der Vietnam für wenig Geld auf die Philippinen verlegte.
Als Produzent verdingte sich Gianfranco Couyoumdjian („Woodoo – Schreckensinsel der Zombies“), der ebenso wie Regisseur Dolce und Komponist Stefano Mainetti („Zombie 3“) zur angestammten Crew von „Bye Bye Vietnam“ zählte. Kein Wunder also, dass „Leathernecks“ dem filmischen Bruder im Geiste entsprechend heuchlerische Moralvorstellungen predigt – verpackt in billige Endlosaction nach gängigem Muster.
Don Caldwell (Hatch) ist Anführer der Ledernacken, einem verwegenen Haufen unerschrockener Einzelkämpfer. Seine Mission lautet ein strategisch bedeutsames Dorf in der Hölle des Krieges gegen den Feind zu stärken. Anbei verfolgt Caldwell die Spur eines französischen Waffenschmugglers, der militärische Ausrüstung der Amerikaner an den Vietcong veräußert. Als er die Geschichte an seine Vorgesetzten trägt muss Caldwell schnell erkennen, dass der Feind auch in den eigenen Reihen zu finden ist.
„Leathernecks“ ist ein stumpfsinniger Kriegs-Actionfilm mit reißerischer Gewalt und verlogener Ideologie. Abseits von Explosionen und Kugelhagel steht die stereotype Charakterriege um Kriegsheld, korrupten Offizier und bebrillten Grünschnabel Spalier. Letzterer vollzieht durch das Auslöschen der Gegner die Mannwerdung. Zu Zeiten von „Die durch die Hölle gehen“ (1978) war es der Hirsch, im Italien der ausgehenden Achtziger eben der Vietcong.
Doch hält das dumme Skript auch Reibereien in den eigenen Reihen bereit: Mal bekommt man sich wegen der versuchten Vergewaltigung einer Dorfbewohnerin in die Haare oder schimpft den Afroamerikaner der Einheit im Kollektiv einen Nigger – keine Probleme, die sich nicht bei einem gepflegten Joint aus der Welt schaffen ließen. Mit beständiger Hirnlosigkeit greift Ignacio Dolce jedes noch so hölzerne Klischee dankbar auf und bedient sich seiner zur munteren Aufforstung seines rassistischen Spektakels.
„Leathernecks“ bietet Unterhaltung zum abgewöhnen – schlicht, schlecht und schundig. Im Feuergefecht bietet die Schilfhütte bessere Deckung als jeder Atombunker, während die ewig gleiche handvoll Komparsen in hirnrissigen Schießereien beseitigt wird. In Gewalt wie Dialog konstant menschenverachtend, singt der rabiate Euro-Actioner das verlogene Loblied des heroischen Kriegers bis zum aufgesetzt abrupten Ende. Die Indizierung der Aneinanderreihung plumper Gemetzel ließ nicht lange auf sich warten.
Wertung: (1 / 10)