Tsui Harks konventionelles Kampfkunst-Epos „Once Upon a Time in China“ begeisterte das Publikum und bedeutete einen neuerlichen Trend in Richtung historisch angehauchter Martial Arts-Abenteuer. Ein schaler Beigeschmack blieb durch die vernachlässigte Geschichte, der doch ein kaum zu übersehender Alibicharakter anhaftet. Der Erfolg aber gab dem Filmemacher recht und so wurde noch im selben Jahr eine Fortsetzung angegangen. Verblüffenderweise landete Hark mit der eine satte Punktlandung und darüber hinaus sein bestes Werk seit „Peking Opera Blues“.
Was „Once Upon a Time in China 2“, in Deutschen Landen mit dem Titel „Last Hero“ versehen, überzeugender gestaltet als den Vorgänger ist die Erzählung, die diesmal tatsächlich wie aus einem Guss wirkt und Action, Humor und politische Belange endlich homogen zu verknüpfen versteht. Frei von Makeln ist aber auch der zweite Teil der Saga um den Volkshelden Wong Fei Hung nicht. Angesiedelt 1895, spielt die Handlung zwei Jahrzehnte nach den Geschehnissen des Originals, was für die Frische des Helden und seiner Cousine Yee, wiederum verkörpert von Jet Li („Fist of Legend“) und Rosamund Kwan („Undeclared War“) keinen Abbruch bedeutet.
Auf der für ihn ungewohnten Schiene reist Fei Hung, der gewillt ist sich dem westlichen Fortschritt zu öffnen, mit Yee und seinem Schüler Fu (Max Mok, „The Assassin“) nach Kanton, wo er vor westlichen Medizinern einen Vortrag über traditionelle chinesische Heilmethoden halten soll. Vor Ort gerät er rasch in Konflikt mit der fanatischen Sekte des Weißen Lotus, deren gottgleich verehrter Anführer zur brutalen Vertreibung der Fremden aufruft. Den Fanatismus des Kultes zunutze macht sich der korrupte Magistratsbeauftragte Lan (Donnie Yen, „Iron Monkey“), der über die Erstürmung der britischen Botschaft an Revolutionär Luke (Eastern-Altstar David Chiang, „Duell ohne Gnade“) herankommen will.
Mit spürbarer Ruhe heizt Hark die schwelenden Konflikte an und nutzt die Zeit für ein punktiertes Portrait der unruhigen, von Hetze und Furcht vor Repression geprägten Zeiten. Action wiederum bleibt mit Bedacht eingesetzt, was diesmal aufgrund der stimmigen Erzählung nicht negativ zu Buche schlägt. Im Schlussdrittel allerdings ergeht sich der Film in atemberaubende Scharmützel, bei denen Fei Hung erst den Weißen Lotus, der als radikalisierter Gegenentwurf eigentlich die gleichen Ziele wie er verfolgt, nämlich die Bewahrung chinesischer Traditionen, stürzt und sich anschließend ein wahrhaft denkwürdiges Duell mit Lan liefert.
Herausragend ist einmal mehr die Gestaltung, von der Kameraführung bis zur Ausstattung der Sets. Die Romanze zwischen Fei Hung und Yee wird mehr zum integralen Bestandteil der Geschichte und verbleibt nicht länger als angerissene Episode an ihrem Rand. Überhaupt ist die Handhabung der verschiedenen Ebenen austarierter und schlicht überzeugender geartet. „Once Upon a Time in China 2“ ist seinem Vorläufer, wenn auch nur um Haaresbreite überlegen. Das Sequel wirkt durchdachter, in Yuen Woo Pings wiederum brillanter Kampfchoreographie noch einen Tick spektakulärer. Als Regisseur ging es für Tsui Hark danach konstant bergab. Auf diesen besten Teil der Reihe schauen Eastern-Fans jedoch mit Freude zurück.
Wertung: (8 / 10)