Las Vegas und die Folgen: NOFX kriechen zu Kreuze

Fünf Tage nach ihrem „Skandalauftritt“ in Las Vegas, bei dem sich NOFX mit Witzen über die Massenschießerei vom vergangenen Oktober den Unmut der Öffentlichkeit zuzogen, haben sich die Kult-Punks nun via Facebook entschuldigt:

„There’s no place here to backpedal. What NOFX said in Vegas was shameful. We crossed the line of civility. We can’t write songs about how people in this world need to be more decent, when we were clearly being indecent. Las Vegas has always been a welcoming city to our band, and to make light of the tragedy that occurred there was egregious.

All members of the band would like to sincerely apologize to anyone who experienced loss from the Vegas shooting 8 months ago, and to anyone who was at our show who lost a loved one or a friend, or who had to witness the incredibly senseless violence that night.

We were asked why we didn’t release an immediate apology. Well, we didn’t feel that we could write a sincere apology without reflecting on the actual damage we had done. No press agent was gonna write this for us. That’s why we have struggled with this for the past few days.

We didn’t plan or intend on saying anything so insensitive. It was off the cuff, but just as hurtful. We won’t blame it on drugs or alcohol or Ambien. That’s too easy. NOFX said it, and we own it. We made a tasteless joke. But to be clear, NOFX does not condone violence against ANY group of people, period!

As sincere as we’ve ever been,
NOFX“

Das Echo ist gespalten. Während die einen den Schritt als konsequent bewerten, öffentlich Reue zu bekunden, fühlen andere die Wurzeln des Punks verraten.

Streng genommen kann, nein muss man sich dieser Meinung anschließen. Die Meinungsfreiheit deckt auch zweifelsfrei geschmacklose Witze, die in die verwundete, geschundene Seele einer noch traumatisierten Stadt – in Teilen sogar ganzen Nation – zielen.

Doch Fakt ist: Punk war und ist (im besten Falle) unbequem, anstößig und provokativ. Nun haben NOFX, Indie-Selbstverwaltung hin oder her, aber einen Status erreicht, der sie finanziell von auswärtigen Organisationen abhängig macht.

Vor diesem Hintergrund kann die Entschuldigung durchaus als Versuch gewertet werden, die wirtschaftlichen Konsequenzen zu mildern. Der Spagat zwischen Anti-Establishment und finanzieller Sorglosigkeit fällt in der kapitalistischen Weltordnung merklich schwer. Wundern dürfen sich NOFX daher nicht, dass sie bei ihrer Anhängerschaft einen Teil ihrer Glaubwürdigkeit verlieren.

Paradox erscheint, zumindest aus mitteleuropäischer Sichtweise, wird aber lieber heißblütig über die humoristische Entgleisung einer Punkband diskutiert, als über die Wurzel des Problems, das die Massentötung in Las Vegas erst ermöglicht hat.

Nahezu perfekt ins Gesamtbild fügt sich übrigens der Text des NOFX-Smashers „The Separation of Church and Skate“:

scroll to top