„Flugzeuge werden in die Luft gesprengt, in den Städten herrschen Mord und Vergewaltigung. Kann die Polizei das verhindern? Nein. Aber füttert man ein Krokodil mit einer kleinen Kuh, dann…“
Der Tierhorror war von der Leinwand längst verschwunden, als Regisseur Steve Miner („Halloween: H20“) in „Lake Placid“ zur neurotischen Monsterhatz lud. Die Effekte kreierte Stan Winston („Jurassic Park“), die Besetzung vereinnahmt eine stattliche Riege namhafter Akteure. Diese stürzen sich in einen amüsanten Geschlechterzwist, der das Menschen vertilgende Reptil glatt zur Randfigur degradiert. Verwunderlich erscheinen die integrierten Komödienanteile nicht, zeichnet sich für das Drehbuch doch „Ally McBeal“-Schöpfer David E. Kelley verantwortlich.
Der Schrecken geht um an einem idyllischen See im Herzen Maines. Als vor den Augen von Sheriff Keough (Brendan Gleeson, „28 Days Later“) ein Taucher von einem gewaltigen Krokodil zerrissen wird, verwandelt sich das bewaldete Areal rasch in einen Tummelplatz der Eitelkeiten. Neben Wildhüter Jack (Bill Pullman, „The Grudge“) ziehen die gestresste Paläontologin Kelly (Bridget Fonda, „Codename: Nina“) und der exzentrische Mythologie-Professor Hector (Oliver Platt, „Bulworth“) in den Kampf gegen das Monstrum und die eigenen Charakterschwächen.
„Horror-Alligator“ trifft Sitcom-Elemente in dieser vergnüglichen Mixtur aus Monsterfilm und Komödie. Die Balance ist nicht konstant, dafür aber durchweg unterhaltsam. Langeweile kommt bei einer Spielzeit von weniger als 80 Minuten ohnehin nicht auf. Getragen von den spielfreudigen Darstellern – allen voran dem herrlich egozentrischen Oliver Platt – werden Ungereimtheiten durch Selbstironie und geschützartige Dialogsalven überlagert. In einer dem entsprechenden Nebenrolle tritt „Golden Girl“ Betty White als „Mutter“ des Ungetüms in Erscheinung.
Tricktechnisch überzeugend und mit moderatem Härtegrad ausgestattet, wandelt die augenzwinkernde Hommage an die Ausgeburten des B-Movies zwischen Monster-Grusel und geschliffenen Wortgefechten. Deren Witz mag nicht immer zünden, wartet aber mit teils urkomischen Pointen auf. Das vergnügliche Spiel der illustren Besetzung wirkt über weite Strecken ansteckend – und machen den Streifen zur kurzweilig affektierten Zeitverschwendung. Verlangt hat nach „Lake Placid“ sicherlich niemand. Aber auch ungebetene Gäste können bisweilen für gehörigen Spaß sorgen.
Wertung: (6 / 10)