Ein Wohnkomplex mit integriertem Swimmingpool und Grünanlage: Der sorgende Hausmeister Cleveland (Paul Giamatti, „Sideways“) stellt dem frisch zugezogenen Autor Farber (Bob Balaban, „Capote“) eine Frage zur Dramaturgie von Geschichten. Der Schreiber antwortet, die traurige Wahrheit bestehe darin, dass es keine Originalität mehr in der Welt gäbe. Ist diese Welt Hollywood, dann war M. Night Shyamalan über Jahre Hoffnungsträger einer originellen Spielart des Mainstream. Mit „The Sixth Sense“ offenbarte er sich als großartiger Erzähler des Übersinnlichen. Sein Markenzeichen wurde das überraschende Ende, das den Betrachter in bester John Carpenter-Tradition den Atem stocken ließ.
Sieben Jahre und vier Filme später ist der eingangs beschriebene Dialog die unfreiwillige Diagnose eines Regisseurs, der es seinem Publikum nicht mehr recht machen kann. Was auf dem Papier wirkt, presst den Kinogänger nach Übersetzung auf die Leinwand nicht mehr zwangsläufig in den Sessel. Neben der Superhelden-Mär „Unbreakable“ verdeutlicht dies vor allem „The Village“, ein missverstandenes Gesellschaftsportrait in Mystery-Aufmachung. Mit „Lady in the Water“ verprellt der Filmemacher die Zuschauer mehr denn je. Wieder geht es um das Fantastische im Alltäglichen, wieder geht es um den Heldenmut des kleinen Mannes.
Das alltägliche ist hier der Trott des verschlossenen Stotterers Cleveland. Er beseitigt Verstopfungen in den Toiletten, übernimmt kleinere Reparaturarbeiten und wird durch freundliche Worte Teil der Wohngemeinschaft. Die Handlung spielt nur dort, in der scheinbar von der Außenwelt abgeschotteten Sphäre der häuslichen Anlage. Als der Hausmeister eines Nachts Geräusche im Schwimmbecken hört, erscheint ihm eine junge Frau (Bryce Dallas Howard, „Manderlay“). Die ist nicht nur ein nixengleiches Geschöpf, sondern auch in diplomatischer Mission unterwegs. Sie ist eine Art Ratgeberin, auf deren Stimme die Menschheit lange nicht gehört hat.
Cleveland nimmt sich ihrer an und erfährt durch die asiatische Nachbarin vom Hintergrund einer Sage, die exakt auf seinen Gast zuzutreffen scheint. Er ist gewillt ihr bei der Rückkehr in ihre Welt zu helfen, muss aber verschiedene Rätsel entschlüsseln und Personen finden, die ihrerseits von Bedeutung für eine gelungene Heimkehr sind. Doch wo die Guten (Shyamalan inszeniert sich dabei selbst als Weltenretter!) sich versammeln, da ist auch das Böse meist nicht fern. Eine im Gras getarnte Kreatur trachtet dem Mädchen aus dem Wasser nach dem Leben – und bedeutet auch für die menschlichen Helfer eine tödliche Bedrohung.
Shyamalans Erwachsenenmärchen – eine von ihm erdachte Gutenachtgeschichte für seine Kinder – bleibt frei von Überraschungen, da bereits im Prolog alle wichtigen Informationen preisgegeben werden. Das hat Auswirkungen auf die Atmosphäre, die sich kaum verdichten und nur selten in Spannung umschlagen will. Überhaupt nimmt der Regisseur dem Publikum die Denkarbeit ab und serviert alle Mysterien in sorgsam aufbereiteten Happen. Den erhabensten Moment gibt es zu erleben, wenn der kundige Farber im Angesichts des Biests über seinen Belang in der Geschichte sinniert. Doch die Ironie verpufft, weil Shyamalan keinen Zusammenhalt schafft und die guten Darsteller an eine wenig originelle Geschichte verschwendet, der es deutlich an der Faszination des Unbekannten mangelt.
Wertung: (4 / 10)