Lache – Schlechte Zeiten (Bakraufarfita Records)

Das Dilemma von LACHE (wie Pfütze, nicht mimisch entgleistes emotionales Ausdrucksverhalten) erschließt sich durch die Frage des Fünfjährigen im Auto: „Ist das der Sänger von CHEFDENKER?“ Was nicht zwingend klingt wie eine typische Eltern-Nachwuchs-Konversation auf dem Weg zur Kita, verweist unmittelbar auf den Kern von „Schlechte Zeiten“, der Debüt-EP der Kölner Deutsch-Punks. Denn nicht nur, dass Frontmann Thorsten (Ex-GLÜCK UMSONST) verdächtig nach Claus Lüer klingt, auch instrumental sorgen weitschweifig rockige Ausflüge für mehr als nur dezentes CHEFDENKER-Feeling.

Um die Brücke zum Einstieg zu schlagen: Aber was heißt hier „Dilemma“? Denn erstens sollten CHEFDENKER bei der bandeigenen Soundfindung grundsätzlich erste Wahl sein und zweitens finden LACHE über die Texte ausreichend Gelegenheit, sich vom vorgenannten Inspirationsquell abzugrenzen. Auf „Schlechte Zeiten“ geht es nämlich nicht um Jogginghosen-Hurensöhne, auf dem Fahrradweg gefundenes Bargeld oder die Lust am Saufen, sondern um tiefsinnig verschwurbelte Gedankenspiele mit Parallelen zum Rachut-Oeuvre. Ach scheiße, schon wieder so eine Klassiker-Anlehnung. Immerhin aber wiederum eine, die heimischen Punk-Connaisseur*innen in Abkehr von der Pfützenbedeutung des Namens ein zartes Lächeln aufs Gesicht zaubern sollte.

Dass die Texte der fünf Songs mehr Fragen aufwerfen als beantworten, sollte nicht weiter stören. Dafür beschert uns der Vierer Zeilen wie „Ein Optimistenleben lohnt sich selbst im Frühjahr nicht“ (aus „Schlechte Zeiten“) oder „Du lebst von Luft und Liebe und ich von Hass und CO2“ (aus „Luft und Liebe“). Daneben stehen eine Zugfahrt nach „Paris“ auf dem Programm, die Sehnsucht nach einer Existenz als „Stein“ – sangen nicht schon DIE PRINZEN „Du musst ein Stein sein in dieser Welt“? – und rollend rockig angehauchte Treppenhausgespräche mit „Fräulein Koslowski “. Obendrauf gibt es ein paar zum Mitgrölen einladende Refrains und ausreichend Dynamik. Da freuen wir uns doch glatt auf mehr. Und der Fünfjährige ebenso.  

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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