Es gibt sie noch, die Platten, die einem in schier nimmer endender Begeisterungsfähigkeit den Boden unter den Füßen wegreißen. Eine dieser willkommenen Ausnahmen ist das selbstbetitelte Debütalbum der Norwegischen Vollblut-Rocker KVELERTAK. Dass es auf diesem musikalisch eigentümlich zugeht, verdeutlicht bereits die Beteiligung zweier Namen: Als Produzent fungierte CONVERGE-Frontmann Kurt Ballou, das Artwork steuerte in mittlerweile gewohnt markanter Manier John Baizley (u.a. BARONESS) bei. Aber genug des Name Droppings, schließlich geht es um die Leistung der sechs Norweger, die mit gleich drei Gitarristen und einer unbändigen Spielfreude in einen entfesselten Rausch der Begeisterung versetzen.
Natürlich trifft das nicht auf jeden zu. Wie könnte es auch? KVELERTAK verlangen, wenn überhaupt, ein offenes Ohr für gepflegten Krawall und eine Affinität zum Metal. Wobei dieser in schwindelerregendem Tempo mit vorwärts preschendem Punk und brillant eingepflegten Anflügen von Classic Rock und Hardcore kaum in puristischer Weise zum Tragen kommt. Exemplarisch kann der Titel „Blodtørst“ angeführt werden, der mit einer Wucht Genres durcheinanderwirbelt, dass einem vor Staunen glatt die Kinnlade vor die Füße poltern kann. Mit viel Liebe zum Detail wird im Rausch der Geschwindigkeit auch mal kurz in die Hände geklatscht, die Akustikgitarre geschwungen oder gleich das Klavier mit eingebracht.
Dazu gibt es die Stimmgewalt von Frontmann Erlend Hjelvik, der sich ohne einen leisen Ton in schmutzverkrustetem Plärrton einnistet und die Liebe zum (wohlgemerkt räudigen) Rock in jede Silbe der konstant in norwegischer Sprache präsentierten Songs deutlich hervorstechen lässt. Mit Mordstempo und eigenwilliger Mischweise werden die Zutaten durcheinandergewirbelt. Beim Opener „Ulvetid“ bedeutet das die grobe Kelle, während beispielsweise „Ordsmedar av Rang“ mehr auf die flirrende Melodik des altgedienten Stadion-Rocks setzt. Der Erstling der Nordmänner jedenfalls entpuppt sich als restlos mitreißendes Fanal ungebremster Spielfreude. KVELERTAK dürften es damit aus dem Stand zum Klassikerstatus bringen. Denn in Vergessenheit geraten wird diese Granate von einem Album mit Sicherheit nicht!
Wertung: (9 / 10)