Es ist die alte Leier von großen Namen, die noch lange keinen großen Film bedeuten. Ein solcher aber sollte Jon Avnets („Red Corner“) Cop-Thriller „Kurzer Prozess – Righteous Kill“ werden, den die Verpflichtung der Hollywood-Legenden Robert De Niro und Al Pacino bereits als reinen Selbstläufer auswies. Zusammen bringen es die schauspielerischen Schwergewichte auf drei Oscars und dazu noch einmal 11 Nominierungen. Gemeinsame Filme gab es bislang zwei, „Der Pate II“ und „Heat“, dabei aber nur in letzterem vereinzelt gemeinsame Szenen.
Unter Avnet ändert sich dies. Als Polizei-Veteranen Turk (De Niro) und Rooster (Pacino) stellen sie ein in treuer Freundschaft verbundenes Ermittlerduo, das sich frei von Illusionen durch den brutalen Alltag schlägt. Turk ist ein unverhohlen aggressives Raubein, das vor Drohungen und offener Gewaltanwendung gegen Kriminelle nicht zurückschreckt. Rooster hingegen wirkt besonnen, geradezu abgeklärt. Gemeinsam werden sie mit dem Fall eines Serienkillers betraut, der Schwerverbrecher regelrecht hinrichtet. Das Besondere daran: Eine vorausschauende Videoaufnahme zeigt Turk beim umfassenden Geständnis.
Ein raffinierter, ein kontroverser Selbstjustiz-Krimi sollte es werden, mit überraschenden Kniffen und Starbesetzung. Was sich „Inside Man“-Autor Russell Gewirtz aber aus den Fingern sog, ist mit einem Wort als Beleidigung des gesunden Menschenverstands zu bezeichnen. Von De Niro und Pacino ist man es mittlerweile gewohnt, dass sie aus Gründen der Alterssicherung Rollen in zweitklassiger Dutzendware, solche wie „Godsend“ oder „88 Minutes“, annehmen. Die Qualitätslosigkeit von „Righteous Kill“ aber spottet jeder Beschreibung. Und wiegt umso schwerer durch die Mitwirkung jener großen Namen.
Die Hauptdarsteller machen ihre Sache fraglos ordentlich, wobei hier und da selbst der Genius der geachteten Mimen zum Vorschein kommt. Aufgerieben aber werden ihre Mühen durch die fahrlässig profillose Umsetzung und das gänzlich misslungene Skript, das Szenen ohne dramaturgischen Wert oder atmosphärischen Belang unter Beachtung jedes noch so dummen Klischees verkettet. Tranig kreucht der Plot vorwärts, fährt Rapper 50 Cent („Get Rich or Die Tryin‘“) als gemeingefährlichen Drogendealer auf, nur um ihn kurz darauf wieder achtlos beiseite zu schieben. Natürlich alles im Dienste des großen Aha-Erlebnisses am Schluss.
Geradezu lachhaft wäre dies unterhaltungsarme Ärgernis, würde die kaugummizähe Inszenierung nicht wie Blei auf dem Zuschauer lasten. Dessen vermeintliches Wissen bleibt erst einmal gewahrt, schließlich verdichten sich die Indizien gegen Turk. Die Kollegen Donnie Wahlberg („Saw II“) und John Leguizamo („Spun“) sorgen ebenso für umfassende Verdachtsmomente, wie des mutmaßlichen Mörders Freundin Carla Gugino („Sin City“), eine Forensikerin. Jedoch platzt die Blase eines ach so gewollt cleveren Finales elend weit im Voraus und treibt auch den letzten Sargnagel in einen durch und durch beschämenden Reißer. Namen sind eben doch nur Schall und Rauch. Beizeiten sogar buchstäblich.
Wertung: (3 / 10)