Der Mystery-Thriller und kein Ende in Sicht. Diesmal steuert Mexikos Kino – in Kooperation mit spanischen Geldgebern – seine Variante von fahlen Geistererscheinungen bei und offeriert mit „KM. 31“ gleich eine der erfolgreichsten nationalen Filmproduktionen aller Zeiten. Das sorgt für Vorschusslorbeeren, die Rigoberto Castañedas („Blackout“) auf wahren Begebenheiten beruhendes Langfilmdebüt in weiten Teilen einzulösen versteht. Wenn sich der wirksam inszenierte Schrecken auch auf die ewig gleichen Elemente des amerikanischen und allen voran japanischen Horrors stützt.
Auf nächtlicher Landstraße überfährt Agata (Iliana Fox, „Dusk“) einen halbnackten Knirps. Als sie aussteigt und sich dem scheinbar reglosen Körper nähert, wird sie von einem heranbrausenden Laster erfasst. Sie verliert beide Beine und liegt fortan bewusstlos im Krankenhaus. Ihre Zwillingsschwester Catalina (auch Fox) hört in der Folge seltsame Stimmen und wird von alptraumhaften Visionen geplagt. Doch das ist erst der Anfang. Denn nicht nur, dass von dem Kind jegliche Spur fehlt, Agatas Unfall am Kilometerstein 31 scheint auch längst nicht der einzige dieser Art gewesen zu sein.
Natürlich ist es auch hier wieder ein ruheloser Geist inklusive blassem Nachwuchs, der Catalina und ihren Schicksalsgenossen Omar (Raúl Méndez, „Die Legende des Zorro“) und Nuno (Adriá Collado, „Deadly Cargo“) – dazu sicherlich auch dem ein oder anderen Zuschauer – die Nackenhaare aufstellt. Zwingend eigenständig ist das wahrlich nicht, doch entschärfen die ausgeprägten Charakterisierungen und die glaubhaften persönlichen Konflikte die zeitweise erhöhte Vorhersehbarkeit. Ganz zu Schweigen von der atmosphärisch dichten Umsetzung.
Die Gespensterjagd wirkt formelhaft, sorgt mit suggestiven Bildern und gut platzierten Schocks aber für wohliges Unbehagen. Autor und Regisseur Castañeda präsentiert eine gelungene Version des immer gleichen Themas und erhält die Wirkung auch, weil am Ende längst nicht alle offenen Fragen geklärt werden. Für den mexikanischen Film ist der visuell starke Genrebeitrag ein wichtiger Schritt in Richtung eines eigenen Profils. Dass dafür ausgerechnet auf die Mystery-Standardformel zurückgegriffen wurde, mindert die Qualität des Grusel-Dramas nur bedingt. Denn lieber einen „KM. 31“, als den x-ten Aufguss von „The Grudge“.
Wertung: (6,5 / 10)