King of the Ants (USA 2003)

king-of-the-ants-gordon„Ich denke mal, man gewöhnt sich an alles.” – Sean

Für gewöhnlich sind die Werke Stuart Gordons einfach zu umreißen. Mit Filmen wie „Re-Animator“ (1985), „From Beyond“ (1986) oder „Fortress – Die Festung“ (1992) lotete er die Spielarten des Fantastischen Kinos aus. Das Publikum wurde gespalten, in Sachen Explikation der Gewalt Grenzen übertreten. Trotzdem blieben die Genrebeiträge Gordons berechenbar, selbst bei bemüht publikumswirksamem Unfug des Grades „Robot Jox“ (1991) oder „Space Truckers“ (1997). Ein Regisseur der breiten Masse war er nie – und wird es vermutlich auch niemals sein. „King of the Ants“ sprengt die Überschaubarkeit seines Oeuvres auf und zeigt den Filmemacher von einer ungewohnt direkten Seite.

Sean (Chris McKenna, „In & Out“) hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Die flüchtige Bekanntschaft zu Duke (George Wendt, „House“) bringt ihn in Kontakt mit dem zwielichtigen Ray (Daniel Baldwin, „John Carpenter’s Vampires“), für den Sean den städtischen Buchhalter Eric (Ron Livingston, „The Cooler“) observiert und schließlich für Geld tötet. Als er auf die Bezahlung besteht, verschleppen ihn Rays Männer in ein Haus in der Wüste und foltern ihn grausam. Als ihn sein Kumpel George (Timm Sharp, „Dick und Jane“) aus der Gefangenschaft befreit, taucht Sean bei Susan (Kati Wuhrer, „Arac Attack“), Erics sozial engagierter Witwe unter. Doch kann der geschundene Mörder seiner Vergangenheit nicht auf Dauer entfliehen.

„King of the Ants“ ist ein knüppelhartes Psycho-Drama in der Verpackung eines Rache-Thrillers. Entgegen seiner üblichen Vorgehensweise als Regisseur inszeniert Stuart Gordon seinen Film im typischen Look des Independent-Kinos. Stilistisch dominieren natürliche Lichtverhältnisse, abrupte Szenenwechsel und Handkamerabilder. Auf diese Weise wird ein authentischer Rahmen geschaffen, der sich allmählich in unspektakulär gefühlskalten Gewaltausbrüchen auflöst. Die zehrende Darstellung körperlicher Pein spart nicht an Grausamkeit und offenem Sadismus. In dieser Hinsicht überrascht Gordon sein Publikum und versetzt Genrekonventionen einen harten Schlag in die Magengrube.

Die Darsteller überzeugen bis in die Nebenrollen, wo Vernon Wells („Phantom Kommando“) und Lionel Mark Smith („State and Main“) die Handlanger des brutalen Ray mit aufblitzender Menschlichkeit verkörpern. Zwischen Sympathie und Abscheu beherrscht Chris McKenna die Szenerie. Seine Wandlung vom Täter zum Opfer und wieder zurück ist bemerkenswert und verleiht der Tragik seiner Figur punktierten Ausdruck. Allerdings versäumt es Skriptautor Charles Higson („The Fast Show“), der hier sein eigenes Buch adaptierte, einer jeden Wendung die nötige Glaubwürdigkeit zu vermitteln. Das schwächt „King of the Ants“ gerade im Bezug auf die ungeschickt gelöste Affäre zwischen Sean und Susan ab. Was bleibt ist ein verstörender Film, der in erster Linie aufgrund seiner marternden Gewalteinlagen im Gedächtnis haftet. Die nur oberflächlich betrachtete Psyche muss sich dem leider beugen.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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