In seiner Jahrzehnte währenden Karriere hat er über 400 Filme gedreht, römische Zahlen als Fortsetzungsindex („World War III II“) etabliert und Unterhaltung stets mit gesellschaftspolitischen Kontexten verknüpft. Wie in „Bald Justice“, einem ungemein bedeutenden Werk zum Thema glatzköpfige Vigilanten. Die Rede ist von Morty Fineman, einem Schundfilmer von beinahe legendärem Ruf. Hollywood-Größen wie Produzent Roger Corman („Little Shop of Horrors“), Regisseur Ron Howard („A Beautiful Mind“) oder die Schauspielerin Karen Black („Five Easy Pieces“) zollen ihm ehrfürchtig Tribut.
Und doch ist alles frei erfunden. „The Independent“, der im Deutschen den Titel „King of B-Movies“ trägt, ist eine Mischung aus Spielfilm und Mockumentary. Der unermüdliche Fineman, gespielt von Jerry Stiller („King of Queens“), ist ein Sinnbild, eine Huldigung jener abseitigen Visionäre, die allen voran in den 60er und 70er Jahren für die geistige (und oft herrlich entartete) Befreiung des Kinos sorgten. Stephen Kessler („Viva Las Vegas“), der mit Produzent Mike Wilkins auch das Drehbuch schrieb, holt zu einer wunderbar schrulligen und dezent satirischen Hommage an eingefleischte Filmkünstler jenseits des Mainstream aus.
Fineman, chronisch pleite und trotz kolossalen Misserfolgs voller Tatendrang, will unbedingt das Leben eines berüchtigten Serienkillers verfilmen. Der inhaftierte Vielfachmörder ist begeistert, besteht allerdings auf einer Musical-Version seines Lebens. Die Suche nach Finanziers gestaltet sich schwierig und angesichts des fanatischen Willens wenden sich selbst Tochter Paloma (Janeane Garofalo, „Mystery Men“) und Assistent Ivan (Max Perlich, „The Missing“) von Fineman ab. Ein Wendepunkt scheint gekommen, als ein Provinzstädtchen zu seinen Ehren ein Filmfestival veranstaltet.
Die Sinnsuche des gefallenen Vielfilmers gerät mit prominent bestückten Intervieweinschüben und Ausschnitten aus dem Oeuvre des portraitierten B-Königs (u.a. mit Stillers Sohn Ben als menschlicher „Free Willy“-Variante) zur ebenso humorigen wie liebenswerten Verbeugung vor der Kunstfertigkeit des Trash. Der Tenor mag in der Hauptsache harmlos und die Witze nicht immer treffsicher sein. Doch ist der sympathisch gespielte und ideenreich umgesetzte (im Abspann werden alle fiktiven Werke Finemans namentlich genannt!) Film von (B-)Fans für (B-)Fans ein gestandenes Vergnügen.
Wertung: (7 / 10)